Erstmals beschrieben von Leo Kanner (1943) und Hans Asperger (1944), ist der Autismus ein Krankheitsbild, das meist schon in der Kindheit auffällt und vor allem durch Beeinträchtigungen des Sozialverhaltens gekennzeichnet ist: Schwierigkeiten, mit anderen Menschen zu sprechen, Gesagtes richtig zu interpretieren, Mimik und Körpersprache einzusetzen. Stereotype Verhaltensweisen (etwa Zählen und Ordnen von Gegenständen) kommen oft hinzu. Es gibt unterschiedliche Schweregrade der Behinderung, und es gibt Autisten mit hoher, mittlerer und niedriger Intelligenz. Ist die Sprachentwicklung normal, spricht man vom Asperger-Syndrom. Die Häufigkeit autistischer Störungen liegt nach aktuellen Schätzungen bei 6 von 1000, die Häufigkeit des Asperger-Syndroms bei 1 von 1000 Menschen. Auf der Suche nach den Ursachen stießen Forscher auf folgende Befunde:
- Jungen sind viermal so häufig betroffen wie Mädchen.
- Ein hoher Testosteron-Spiegel im Mutterleib kann Autismus begünstigen.
- In der Kindheit ist die Hirnentwicklung gestört: Im Alter von 2 bis 4 Jahren werden zu viele Nervenzellen gebildet.
- Im Gehirn sind zu viele kurze Verbindungen („Feldwege”) und zu wenige Fernverbindungen („Autobahnen”) angelegt. Die Betroffenen beachten Details stärker als das große Ganze.
- Es gibt Hinweise auf eine Störung des Spiegelneuronen-Systems, aber das Mitgefühl ist intakt.
- Das Gesichter-Erkennen ist gestört, die dafür spezialisierte Hirnregion wird zu wenig genutzt.
- Gesichter sind für Autisten ein unangenehmer Reiz, der ihr Angstzentrum stark erregt und dem sie deshalb ausweichen.