Kuhlman und ihre Kollegen untersuchten nun Wüstenlack aus der Yungay-Region mit molekularbiologischen Methoden auf die Überreste von Mikroben. Sie identifizierten Erbgut von 32 verschiedenen Mikrobenarten, darunter auch Cyanobakterien, die vermutlich aus dem nahe gelegenen Meer herangeweht wurden und sich dann an das Leben in der Wüste anpassten. Es gelang den Forschern auch, Kulturen einiger Stämme anzulegen. Ob die Mikroben auf der Oberfläche, in der Mitte oder am unteren Rand des Wüstenlacks leben, der eine maximale Dicke von wenigen Millimetern erreicht, oder ob sie im Zwischenraum zwischen Lack und Fels gedeihen, wissen die Forscher nicht. Sie vermuten aber, dass der Firnis die Mikroben auch vor der intensiven ultravioletten Strahlung in der Wüste schützt.
Die Forscher um Kuhlman spekulieren, dass Wüstenlack auch Bakterien auf dem Mars eine Rückzugsmöglichkeit geboten haben könnten, als dessen Klima vor einigen Milliarden Jahren zunehmend trockener wurde. Auf den Fotos aller Marslanderoboter sind ebenfalls dünne, glänzende Schichten zu sehen, die die Oberfläche von Felsen bedecken. Kuhlman gibt allerdings zu bedenken, dass es nicht sicher ist, ob es sich um Wüstenlack handelt. “Es gibt auch andere Beschichtungen, die Wüstenlack ähneln”, sagt die Forscherin. “Um sicher zu sein, muss man ein Stück abkratzen und unter das Mikroskop legen.”