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Wissenschaftler klären "Wasserfall-Illusion"

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Wissenschaftler klären "Wasserfall-Illusion"
Wenn Sie einen vorbeifließenden Fluss oder einen Wasserfall lange betrachten und dann den Blick auf etwas Unbewegtes richten, scheint sich dieser feststehende Gegenstand in die entgegengesetzte Richtung zu bewegen. Dieses ” Wasserfalltäuschung” oder Bewegungsnacheffekt genannte Phänomen wurde in den letzten hundert Jahren bereits eingehend untersucht und es blieb bislang ungeklärt. Nun glauben Wissenschaftler um Alexander C. Huk von der Universität Washington in Seattle herausgefunden zu haben, warum das Gehirn diese Illusion erzeugt. Die Ergebnisse der Studie, die in der Oktober Ausgabe der Fachzeitschrift Neuron veröffentlicht sind, bestätigen die sogenannte “Verhältnis”-Theorie. Danach verursacht ein durch Adaptation ausgelöstes Ungleichgewicht in der Aktivität der Bewegungsneurone den Bewegungsnacheffekt.

Unsere Studie versucht, eine mögliche Erklärung der Illusion auf einer neuronalen Grundlage zu liefern. Die Ergebnisse basieren auf Aufnahmen des menschlichen Gehirnes mittels fMRI, sagte Huk gegenüber Reuters Health. FMRI, functional magnetic resonance imaging, ist eine Aufnahmetechnik, die Gehirnaktivitäten misst. In der Studie, die an der Stanford University in Kalifornien durchgeführt wurde, scannten Huk und Mitarbeiter die Gehirne von vier Männern. Dabei wurden den zwischen 25 und 39 Jahre alten Männern bewegte Muster gezeigt.

Nach den Beobachtungen der Wissenschaftler scheint sich folgendes im Gehirn abzuspielen: Betrachtet jemand für einige Zeit eine Musterbewegung in eine Richtung, etwa nach links, so feuern die Neurone, die üblicherweise während der Betrachtung einer Linksbewegung stark aktiv sind, immer weniger. Wenn dann die Linksbewegung stoppt und die Person ein ruhendes Muster ansieht, feuern diese geblockten “Links-Neurone”, die auch in Ruhe spontan aktiv sind, weniger stark als gewöhnlich. Gleichzeitig sind die Neurone, die auf eine rechtsgerichtete Bewegung reagieren, von der Linksbewegung nicht beeinflusst worden. Da auch die “Rechts-Neurone” bei der Betrachtung unbewegter Objekte spontan feuern, sind sie nun also aktiver als die “Links-Neurone”. Zu diesem Zeitpunkt herrscht ein Ungleichgewicht zu Gunsten der Rechtsbewegung in der Aktivität der selektiven “Links-” und “Rechts-Neurone”. “Auch wenn es keine “wirkliche” Bewegung nach rechts gibt, scheint die Wahrnehmung dieser Bewegung auf Grund dieses Ungleichgewichtes, ausgelöst durch die “Verminderung” der Aktivität der selektiven linksgerichteten Neuronen, zu entstehen”, so Huk.

Die Wissenschaftler entdeckten im Experiment einen weiteren Punkt: Der neuronale Effekt verändert sich anscheinend mit dem Grad der Aufmerksamkeit, mit der das bewegte Objekt betrachtet wird. Die Ergebnisse weisen, laut Huk, darauf hin, dass diese Unausgeglichenheit zwischen den Neuronen manchmal mit einer allgemeinen Zunahme der neuronalen Aktivität vermischt sein könnte. Diese erhöhte Aktivität scheint, so Huk, aufzutreten, wenn jemand davon ausgeht, dass die Illusion erscheinen wird und sich darauf konzentriert.

Nicole Waschke
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