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Wissen macht high

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Wissen macht high
Ein amerikanischer Neurowissenschaftler könnte eine Erklärung dafür gefunden haben, warum Menschen so neugierig und wissensdurstig sind: Das Erlernen und Verstehen neuer Zusammenhänge macht seiner Ansicht nach regelrecht high, da im Moment der Erkenntnis im Gehirn körpereigene Opiate freigesetzt werden. Dadurch entsteht ein Hochgefühl mit starkem Suchtpotenzial ? und das motiviert die Menschen wiederum dazu, immer wieder nach neuem Wissen zu suchen, erklärt Irving Biederman.

Die Basis von Biedermans Idee ist eine Entdeckung, die schon vor 25 Jahren gemacht wurde: In bestimmten Bereichen des Sehzentrums befinden sich ungewöhnlich viele Andockstellen für körpereigene Drogen, und zwar dort, wo Bilder erkannt, verarbeitet und interpretiert werden. Besonders hoch ist die Anzahl der Opiat-Erkennungsmoleküle dabei an den Nervenzellen, die für die komplexesten und abstraktesten Interpretationen zuständig sind.

Genau diese Nervenzellen verursachen auch die Euphorie, wenn ein komplizierter Zusammenhang verstanden oder ein komplexes Kunstwerk betrachtet wird, schließt Biederman aus einer Reihe von Untersuchungen an Freiwilligen. Dabei wurden die Hirnzellen beispielsweise besonders stark aktiviert, wenn ein Proband zum ersten Mal vor einem Bild stand, das ihn sehr faszinierte. Je häufiger sich der Betreffende jedoch das Bild ansah, desto geringer wurde die Faszination ? und desto weniger aktiv waren die mit den Opiat-Andockstellen ausgestatteten Hirnregionen.

Biederman vermutet, dass dieser Vorliebe für Neues ein Mechanismus namens kompetitives Lernen zugrunde liegt: Beim ersten Betrachten reagieren viele Nervenzellen auf das Bild, manche davon sehr stark, andere eher schwächer. Wird das Bild wiederholt, verstärken sich die Verbindungen zu den stark reagierenden Zellen. Gleichzeitig werden die schwächer aktivierten Zellen vollständig blockiert ? und das verursacht insgesamt eine Verminderung der Nervenaktivität und damit auch eine Verminderung der Opiatwirkung. Das starke Hochgefühl beim ersten Anblick des Bildes kann demnach nur wieder heraufbeschworen werden, wenn ein anderes Bild angeschaut wird.

Das gelte wahrscheinlich nicht nur für das Sehzentrum, sondern auch für Erfahrungen mit anderen Sinnen, vermutet Biederman. “Das System ist so entworfen, dass die Rate, mit der man sich neues, interpretierbares Wissen aneignet, maximiert wird. Hat man eine solche Information einmal erfasst, verbringt man seine Zeit am besten damit, etwas anderes zu lernen”, erklärt der Forscher.

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Irving Biederman (Universität von Süd-Kalifornien, Los Angeles): American Scientist, Bd. 94, S. 247 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

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