Die derzeitige Hitzewelle macht nicht nur uns Menschen zu schaffen – auch viele heimische Wildtiere leiden unter den hochsommerlichen Temperaturen in Deutschland. Während wir schwitzen, die Klimaanlage aufdrehen und zur Erfrischung ein Eis schlecken, haben Reh, Wildschwein und Co ihre ganz eigenen Tricks gegen die Hitze auf Lager. Egal ob Siesta, kühlende Schlammpackung oder körpereigene Wärmeableiter: In Sachen Hitzeschutz hat die Natur im Laufe der Evolution erstaunlich raffinierte Strategien entwickelt. Wozu lange Löffel, Propeller-Flügel und ein sanftes Gemüt jetzt gut sind.
Bei Temperaturen um die 30 oder sogar 40 Grad lautet die Devise der Wald- und Wiesenbewohner: Cool bleiben. Doch wie? Jede Tierart hat ihre ganz eigenen Strategien, um heiße Tage möglichst gut zu überstehen. Rehe setzen dabei vor allem auf Ruhe. Bevor für sie Mitte Juli die anstrengende Paarungszeit beginnt, lassen es die Wiederkäuer ohnehin recht entspannt angehen. Bei extremen Temperaturen schalten sie nochmal einen Gang runter. Sie legen sich jetzt einfach faul im Schatten des Waldes ab – und tun gar nichts. Lediglich in den kühleren Abend- und Morgenstunden werden die Tiere aktiv und gehen auf Futtersuche. Über pflanzliche Nahrung und das Naschen an Morgentau können sie auch einen großen Teil ihres Wasserbedarfs decken.
Schlammpackung und Siesta
Wildschweine setzen bei Hitze vor allem auf Bäder und kühlende Schlammpackungen. Sie suchen sich Wasserstellen und schlammige Gruben an schattigen Plätzen im Wald, um sich ordentlich darin zu suhlen. Unter dem Kommando der Leitbachen treffen sich ganze Familien zum gemeinsamen Badespaß – das können bis zu 30 Tiere sein. Während das Wasser dabei in erster Linie für Abkühlung sorgt, hat der Schlamm in feuchten Suhlen einen weiteren nützlichen Effekt: Die braune Maske hält lästige Insekten fern und schützt die Haut vor dem Austrocknen. Für Füchse wäre der Badeausflug dagegen schon zu viel des Guten – sie machen an heißen Tagen das, was auch viele Menschen gerne tun oder tun würden: eine lange Siesta halten.
Für ihr Tagesschläfchen ziehen sich Rotfüchse in ihren schattigen Bau zurück oder graben sich Erdmulden, wobei sie die oberste warme Erdschicht entfernen. Wird es ihnen trotzdem zu heiß, beginnen Füchse ähnlich wie Haushunde zu hecheln. Denn auch ihnen fehlt weitestgehend die Fähigkeit zum Schwitzen. Beim Hecheln erhöht sich die Anzahl der Atemzüge pro Minute bei den Tieren um ein Vielfaches. Auf der Zunge verdunstet dann Flüssigkeit, die die angestaute Wärme davonträgt. Auch einige Vogelarten nutzen bei hohen Temperaturen übrigens diesen effektiven Abkühlungstrick.
Ohren als Hitzeableiter
Andere Wildtiere wie der Feldhase setzen bei Hitze auf eingebaute Wärmeableiter: Über ihre langen, wenig behaarten Löffel können die Nager Körperwärme an die Umgebung abgeben. Ansonsten halten sie es bei warmen Temperaturen ähnlich wie Fuchs und Reh – die Tiere ruhen jetzt gerne in einer kleinen Kuhle auf der Wiese. Junge Hasen, die noch gesäugt werden, können zudem auf eine weitere Strategie gegen die Hitze zurückgreifen. Bei ihnen dient das Fett in der Muttermilch im Sommer als eine Art innerer Wasserspeicher. Da beim Abbau von einem Gramm Fett in ihrem Körper 1,1 Gramm Wasser entstehen, haben Junghasen auch in trockenen Zeiten immer genügend Wasser verfügbar. Mithilfe dieser Reserven können sie beispielsweise durch das sogenannte Einspeicheln einer Überhitzung vorbeugen.
Auch die Insekten unter den Wildtieren müssen sich gegen die Hitze wappnen. Viele Hummelarten sorgen sich an heißen Tagen vor allem um ihre Brut, denn sie darf nicht austrocknen. Um dies zu vermeiden, bleiben die Hummeln am Nest und setzen ihre Flügel als Ventilator ein. Durch hochtouriges Flügelschlagen erzeugen sie einen Hauch Abkühlung. Honigbienen fächeln bei extremen Temperaturen ebenfalls mithilfe ihrer Flügel warme Luft aus dem Stock. Oft bilden sie zum Schutz des Nachwuchses zudem einen sogenannten Bienenbart. Das bedeutet, dass einige Tiere den Stock verlassen und sich in einer dichten Traube vor das Flugloch hängen. Der Grund dafür ist simpel: Wer nicht im Inneren des Bienenstocks ist, produziert dort auch keine Hitze. Die Brut hat es folglich kühler.
Quelle: Mit Material von der Deutschen Wildtier Stiftung