Gemütlich brummen sie von Blüte zu Blüte – jeder kennt die pummeligen Cousinen der Honigbienen. Doch über das Leben dieser staatenbildenden Insekten wissen die meisten nur wenig – wie starten die Hummeln beispielsweise ins Frühjahr? Biologen können dies genau beantworten, könnte man meinen. Doch offenbar war das bisher nicht der Fall: Ein Forscherteam berichtet nun über ein Verhalten von jungen Hummelköniginnen, das zuvor unbekannt war.
Klar ist: Anfangs umsorgt noch kein Hofstaat „Ihre Majestät“ – den muss sich eine junge Hummelkönigin nach dem Winterschlaf erst einmal aufbauen. Aus diesem Grund sind die „noblen Damen“ nun unterwegs – sie suchen einen geeigneten Ort für die Staatsgründung. Bei unserer häufigsten Hummelart – der Erdhummel (Bombus terrestris) kann das etwa ein verlassener Mäusebau sein, den die Königin kilometerweit von ihrem Startort entdeckt. Bisher ging man davon aus, dass die Tiere bei ihrer Suche recht zielstrebig vorgehen: Wenn es die Temperatur zulässt, krabbeln sie aus ihrem Unterschlupf und fliegen los – mit gelegentlichen Stopps bei Frühjahrsblühern für einen Nektarimbiss.
Lange Ruhephasen am Boden
Die neuen Ergebnisse der Forscher um James Makinson von der Queen Mary University in London zeigen nun jedoch, dass die Hummelköniginnen nur ausgesprochen kurze Etappenflüge machen und sich dazwischen vergleichsweise lange zwischen alten Blättern oder im Gras ausruhen: Sie fliegen jeweils nur etwa 10 bis 20 Sekunden lang – 10 bis 20 Minuten verbringen sie hingegen am Boden. Demnach legen sie die oft weiten Entfernungen von ihrem Ursprungsort durch eine Art Hopping-Strategie zurück, berichten die Forscher.
Herausgefunden haben sie dies durch filigrane Technik: Sie verpassten einigen Hummelköniginnen nach ihrem Erwachen winzige Antennen. So konnten die Biologen genau verfolgen, wie sich die Insekten verhielten. “Wir wollten aufklären, was die Königinnen tatsächlich tun, nachdem sie aufgetaucht sind. Mit der Tracking-Technologie konnten wir nun ein noch unbekanntes Verhalten aufdecken”, resümiert Makinson. Dass es sich bei dem Etappenfliegen nicht etwa nur um einen Effekt des kleinen Techno-Rucksacks gehandelt hat, überprüften die Forscher anschließend ebenfalls: Sie beobachteten auch unbeschwerte junge Königinnen auf ihren Erkundungsreisen und konnten dabei das gleiche Verhalten dokumentieren.
Über die Bedeutung der Beobachtungen sagt Makinson: “Ein besseres Verständnis des Verhaltens von Königinnen während dieser entscheidenden Zeit ihres Lebens kann in Maßnahmen zu ihrem Schutz einfließen“, so der Biologe. “Unsere Ergebnisse unterstreichen dabei die Bedeutung von bestäuberfreundlichen Inseln und Korridoren in den versiegelten Flächen unserer Kulturlandschaft. Dabei sind auch Frühblüher wichtig, die den Hummelköniginnen bei ihrer Mission Nahrung bieten“, sagt Makinson. Auch zu ordentlich sollten Grünflächen im Frühjahr nicht sein: „Laubstreu und langes Gras, das bis in den späten Frühling hinein ungestört bleibt, kann den Hummelköniginnen sichere Orte zur Erholung bieten”, so der Wissenschaftler.
So bewirtet man eine Königin
Zum Abschluss geben er und seine Kollegen Hummelfreunden noch einen praktischen Tipp: Wenn man im Frühjahr eine erschöpfte Hummelkönigin sieht, kann man ihr helfen, indem man ihr Zuckerlösung anbietet: halb Wasser, halb Zucker – gründlich gerührt. „Bewegen Sie die Lösung auf einem Teelöffel vorsichtig in die Nähe der Antennen der Hummel, bis sie mit ihrem Saugrüssel zu trinken beginnt. Durch die Stärkung kann sie dann ihren Flugmotor wieder aufwärmen und bekommt einen Energieschub, um selbst Blüten zu finden“, schreiben die Forscher. Auf diese Weise kann man nicht nur die Königin retten, sondern ermöglicht eventuell einem ganzen Staat aus ein paar hundert Hummeln das Leben.
Quelle: Queen Mary University of London, Scientific Reports, doi: 10.1038/s41598-019-40355-6
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