Doch offenbar setzen die Tiere dieses System nicht nur bei Wassermangel, sondern auch während der Brunft ein, konnten Gordon Grigg von der University of Queensland und seine Kollegen jetzt zeigen. Sie beobachteten eine Gruppe von 200 Dromedaren, die frei auf einer 20.000 Hektar großen Fläche 360 Kilometer nordwestlich von Alice Springs am Rand einer Wüste lebten. Einigen der Tiere implantierten die Wissenschaftler Temperatursensoren in die Bauchhöhle und beobachteten ihr Verhalten. Ergebnis: Während der Brunftzeit, die bei Dromedaren mehrere Monate dauern kann, lag die Minimalkörpertemperatur der Bullen, nicht aber der Kühe, im Schnitt 0,6 Grad Celsius tiefer als sonst. Trotzdem stieg die Temperatur tagsüber auf höhere Werte als normal, beobachteten die Forscher.
Die Brunft ist für die Bullen sehr anstrengend, erklären Grigg und sein Team. Sie müssen bestimmte Posen einnehmen, Schaukämpfe führen und hin und wieder sogar ernsthaft kämpfen. Dabei steigt ihre Körpertemperatur so stark an, dass die Tiere irgendwann zum Schutz vor Überhitzung ihre Schau abbrechen müssen. Je länger sie durchhalten und die Überhitzung vermeiden, desto größer sind ihre Siegchancen. Und der Sieg lohnt sich aus Sicht der Evolution durchaus: Der Gewinner kontrolliert einen Harem aus mehreren Weibchen und kann sich daher mit viel größerem Erfolg fortpflanzen als der Unterlegene. Die Kühlstrategie beschert den Tieren demnach indirekt mehr Nachwuchs, folgern die Forscher.