Schlangen haben die giftigen Eiweiße in ihrem Gift nicht neu erfunden: Sie haben sie im Lauf der Evolution aus harmlosen Eiweißen weiterentwickelt, die in gewöhnlichem Körpergewebe vorkommen. Das hat der australische Wissenschaftler Brian Grieg Fry herausgefunden. Die verschiedenen Toxine stammen ursprünglich beispielsweise aus dem Gehirn, den Augen, der Lunge oder dem Herzen, konnte der Wissenschaftler von der Universität Melbourne zeigen. Dadurch konnten die Schlangen im Laufe der Evolution eine große Vielfalt an Giften entwickeln. Über seine Ergebnisse berichtet Fry in der Fachzeitschrift Genome Research (Bd. 15, S. 403).
Für seine Arbeit ermittelte der Forscher die Abfolge der Proteinbausteine von 24 verschiedenen Giften. Diese verglich er mit denen von Proteinen, die er aus ungiftigen Organen der Reptilien, zum Beispiel dem Gehirn, entnommen hatte. Fry wies bei 21 der untersuchten Gifte eine Herkunft aus gewöhnlichem Körpergewebe nach. Außerdem stellte er fest, dass sich die Toxine überwiegend aus Proteinen mit sehr stabiler molekularer Struktur entwickelt hatten. Mit dieser Eigenschaft stellten sie eine gute Basis für die langdauernde Entwicklung zu potenten, hochspezifischen Schlangengiften dar, sagt Fry.
Der Forscher hofft nun, dass seine Ergebnisse Untersuchungen vorantreiben, die sich mit dem Einsatz von Schlangengiften in der Medizin befassen, beispielsweise bei der Behandlung von Krebs, Arthritis und verschiedenen Herzkrankheiten. Tödliche Toxine als lebensrettende Medizin einzusetzen, ist laut Fry ein reizvolles Thema.
ddp/wissenschaft.de ? Sonja Huhndorf
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