Um zu überprüfen, ob vor allem die weiblichen Tiere ein solches Gebaren zeigen, wertete das Forscherteam eine umfangreiche Datensammlung aus: In den Jahren 1993 bis 2006 hatten Kahlenberg und Wrangham gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern eine Gruppe von Schimpansen im Kibale Forest Nationalpark in Uganda beobachtet. Bis zu 52 Tiere umfasste das Affenkollektiv während dieser Zeit und die Forscher verbrachten rund 16.000 Stunden damit, das Verhalten der einzelnen Tiere zu studieren. Die Beobachtungen zeigten, dass Schimpansen Stöcke auf viererlei Weise verwenden: Zum einen dienen sie ihnen als Werkzeuge, um zu prüfen, ob Baumlöcher mit Honig oder Wasser gefüllt sind. Zum anderen setzen sie die Stöcke bei Kämpfen als Waffen ein, oder nutzen sie, wenn sie miteinander spielen.
Vor allem das Spielverhalten des weiblichen Nachwuchses ähnelte dabei stark dem Verhalten der Muttertiere der Gruppe: Die Schimpansenmädchen wiegten die Stöcke hin und her, nahmen sie oft mit an ihre Schlafplätze und trugen sie bis zu vier Stunden mit sich herum, selbst beim Klettern. Dieses außergewöhnliche Gebaren konnten sie sich weder von älteren Weibchen der Gruppe noch von ihren Müttern abgeguckt haben, denn ältere weibliche Tiere spielten nie mit Stöcken. Auch die jungen Schimpansinnen legten das auffällige Verhalten ab, sobald sie ihren ersten eigenen Nachwuchs bekamen. Offensichtlich handele es sich tatsächlich um eine Art von Mutter-Kind-Spiel, erklären die Forscher. Ihre Studie zeige zum ersten Mal, dass ausschließlich weibliche wildlebende Schimpansen Stöcke als puppenähnliches Spielzeug verwenden.