Gosler und seine Kollegen vermuteten daher, dass die Flecken eher mit der Nährstoff- und besonders der Kalziumversorgung des Muttertiers zusammen hängt. Sie untersuchten daher die Eierschalen von Kohlmeisen, an deren Nistplätzen der Boden unterschiedlich viel Kalzium enthielt. Dieses Element ist der Hauptbestandteil der Eierschale und muss von den Vögeln täglich mit der Nahrung aufgenommen werden. Tatsächlich fanden die Wissenschaftler einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Kalziumgehalt des Bodens, der Eierschalendicke und der Pigmentierung: Vögel mit Kalziummangel produzierten Eier mit deutlich dünneren Schalen und sehr viel mehr Flecken als ihre besser versorgten Artgenossen.
Der Farbstoff Protoporphyrin erfüllt dabei wahrscheinlich zwei Funktionen in der Schale, schreiben die Forscher: Einerseits ist er elastischer als das restliche Schalenmaterial und kann damit Stöße an den dünneren Bereichen besser abfedern. Andererseits reflektiert er auftreffendes Infrarotlicht besser als der Schalenkalk, so dass sich die Flecken bei Bestrahlung mit Sonnenlicht weniger aufheizen als der Rest der Schale. Auf diese Weise verhindern die Vögel, dass an den dünneren Schalenbereichen zuviel Wasser verdunstet und der heranwachsende Embryo gefährdet wird.
Andrew Gosler (Universität Oxford) et al.: Ecology Letters (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1111/j.1461-0248.2005.00816.x)