Das hatte seiner Ansicht nach auch einen Einfluss auf die Behaarung des Menschen: Da es nun andere Möglichkeiten gab, sich warm zu halten, überwogen nicht mehr die Vorteile einer dichten Körperbehaarung, sondern ihre Nachteile ? die stärkere Anfälligkeit für Parasiten, das uneffektive Schwitzen und die Verdeckung der Geschlechtsmerkmale. Daher bildete sich das Fell im Lauf der Zeit zurück. Gleichzeitig setzten sich die endlos wachsenden Kopfhaare mit ihrer aufwändigen Pflege durch, weil sie ein perfektes Indiz für den sozialen Status eines Menschen waren, so der Primatologe. Um nämlich seine Frisur in Ordnung zu halten, musste der Frühmensch ausreichend Vertraute und willige Helfer haben, die ihm bei der Haarpflege zur Hand gingen.
Später könnten Frisuren dann auch dazu gedient haben, eine bestimmte Gruppenzugehörigkeit zu demonstrieren, glaubt Barnett. Möglicherweise gelten ungepflegte, verfilzte Haare deswegen auch heute noch als Zeichen für diejenigen, die am Rand der Gesellschaft leben. Zwar gebe es keine archäologischen Funde, die seine Thesen untermauern, doch zeigten schon die ältesten Darstellungen der Menschheit wie die Venus von Willendorf Figuren mit aufwändig geschmücktem Haar, erklärt Barnett. Er vermutet daher, dass das typische Bild vom Höhlenmenschen mit seinen langen, schmutzigen und filzigen Haaren wohl nie der Wahrheit entsprochen hat. “Die eindeutige Schlussfolgerung lautet also, dass Friseure ? zusammen mit Kriegern und Prostituierten ? den ältesten Beruf der Welt haben”, so Barnett.