Wälder nehmen kontinuierlich Kohlendioxid auf, das wichtigste Treibhausgas der Atmosphäre. Die Bäume benötigen das CO2 für ihre Photosynthese, sie nutzen den gewonnenen Kohlenstoff zum Aufbau von Biomasse. Nur einen kleinen Teil geben sie durch ihre Atmung wieder ab. Dadurch sind Wälder, netto betrachtet, CO2-Senken. Sie gehören zusammen mit den Meeren zu den wichtigsten Puffern im Klimasystem.
Nicht jeder Wald ist eine gute CO2-Senke
Doch nicht jeder Wald schluckt gleich viel CO2: Während manche Wälder recht konstant CO₂ umsetzen, reagieren andere eher wechselhaft und instabil gegenüber Klimaänderungen. Unter ungünstigen Klimabedingungen können sie sogar wieder zu CO2-Schleudern werden. Was jedoch bestimmt, ob ein Wald stabil als Klimasenke wirkt oder nicht, war bisher nur in Teilen geklärt.
Auf der Suche nach den daran beteiligten Umweltfaktoren hat nun ein Forscherteam unter Leitung von Talie Musavi vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena 50 Wälder in aller Welt untersucht und verglichen. Die Forscher analysierten für ihre Studie unter anderem die Zusammensetzung und Artenvielfalt der Wälder, das Alter der Bäume, die CO2-Aufnahme und Abgabe und die Bodenbedingungen.
Alter und Vielfalt sind entscheidend
Dabei zeigte sich: Zwei Faktoren spielen eine wesentliche Rolle dafür, wie stabil und effektiv ein Wald als CO2-Senke fungieren kann: “Wie stabil die Aufnahmefähigkeit der Wälder für CO2 ist, wird im Wesentlichen durch ihr Alter und ihren Artenreichtum bestimmt”, berichtet Musavi. Dies gelte für Wälder in nahezu allen Klimazonen – ob in den Tropen oder am Polarkreis. Das Alter des Baumbestands ist dabei der dominierende Faktor und noch wichtiger als der Artenreichtum.
Was aber sind die Ursachen für diesen positiven Effekt gerade der alten Wälder? Die Biologen vermuten, dass hier mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Zum einen hat sich in älteren Waldbeständen eine dickere und mikrobiell reichhaltigere Humusschicht angesammelt. Dadurch können diese Böden auch in Trockenzeiten mehr Feuchtigkeit speichern. Dadurch sinkt ihre CO2-Aufnahme auch in ungünstigeren Jahreszeiten weniger stark ab. Außerdem ist das Wurzelwerk der Bäume besser ausgeprägt und die Ansprüche an die Umwelt sind dank der Artenvielfalt ganz unterschiedlich. “Das erlaubt eine effektivere Nutzung von Nährstoffen und Wasser”, so die Forscher.
Ausgleichswälder bringen es (noch) nicht
Damit ist klar, dass die Funktion der Wälder als Klimapuffer vor allem von den alten Beständen getragen wird. Doch gerade diese alten, seit Jahrhunderte oder Jahrtausenden etablierten Wälder sind weltweit auf dem Rückzug. Sie machen heute nur noch rund 15 Prozent der globalen Waldgebiete aus. Ihre Erhaltung ist daher umso dringlicher, wie die Forscher betonen.
Gleichzeitig macht die Studie auch klar, dass die oft als Ausgleich für Rodungen angelegten Ersatzwälder eben kein gleichwertiger Ersatz sind. “Die jungen Baumbestände, die erst vor wenigen Jahren auf früheren Feldern oder gerodeten Waldflächen angelegt wurden, können den ursprünglichen Kohlenstoffverlust nicht kompensieren”, sagen Musavi und ihre Kollegen. “Auch zur CO2-Aufnahme aus der Atmosphäre tragen sie nur wenig bei.”
Quelle: Max-Planck-Institut für Biogeochemie, Fachartikel Nature Ecology & Evolution, doi: 10.1038/s41559-016-0048