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Verwirrung unter Gehirnbotenstoffen

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Verwirrung unter Gehirnbotenstoffen
Amerikanische Forscher haben bei einer Studie mit Mäusen entdeckt, warum eine Therapie mit Antidepressiva häufig erst nach einiger Zeit anschlägt: Die Medikamente blockieren zwar die auf den Gehirnbotenstoff Serotonin spezialisierten Transporter im Gehirn, doch unter diesen Bedingungen kann der Botenstoff auf andere Transporter ausweichen. Dadurch gerät das Gleichgewicht der Signalstoffe im Gehirn durcheinander, was wiederum die Stimmungslage des Patienten stark schwanken lässt.

Neurotransmitter wie Serotonin und Dopamin vermitteln die Nervensignalweiterleitung im Gehirn. Kommt ein elektrisches Signal an einem Nervenende an, werden die Botenstoffe freigesetzt und melden dem nächsten Nerv das ankommende Signal. Nach Beendigung dieser Aufgabe werden die Transmitter mithilfe so genannter Rezeptoren wieder zurück in das Innere des Nervenendes transportiert. Bislang gingen Forscher davon aus, dass diese Transporter nur eine ganz bestimmte Sorte der Botenstoffe erkennen und transportieren können.

Auf dieser Annahme basiert auch das Prinzip der gängigsten Antidepressiva: Da bei Menschen mit Depressionen ein Mangel an Serotonin herrscht, blockieren die so genannten selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) die Transporter, die das Serotonin zurück in die Zelle schleusen. Auf diese Weise bleibt die Serotoninmenge erhöht und die Stimmung stabilisiert sich.

Doch ganz so einfach und eindeutig scheint diese Wechselwirkung nicht zu sein, legen die Ergebnisse von John Dani und seinen Kollegen nun nahe: Offenbar kann Serotonin auch Dopamintransporter benutzen, wenn seine eigenen Transporter blockiert sind, und so in die Nervenenden gelangen, die sonst nur Dopamin enthalten. Beim nächsten Signal, das an diesen Nerven ankommt, wird demnach nicht wie üblich nur Dopamin freigesetzt, sondern zusätzlich das gelagerte Serotonin ? mit der Folge, dass die Signalsysteme durcheinander geraten.

Die Verzögerung zu Beginn einer Antidepressiva-Therapie entsteht dadurch, dass das Entern der fremden Transporter nur sehr langsam erfolgt, schreiben die Forscher. Haben sich die beiden Wege jedoch erst einmal durchmischt, hat das auch positive Effekte: Da jetzt zusätzlich Serotonin von den Dopamin-Nerven freigesetzt wird, steigt die Gesamtmenge schneller an und die Stimmung stabilisiert sich. Welche Nebenwirkungen die Durchmischung hat, können die Forscher jedoch noch nicht sagen.

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John Dani et al ( Baylor-College, Houston): Neuron, Bd. 46, S. 65

ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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