Tropische Bäume haben unsichtbare Jahresringe, die durch den Kalziumgehalt im Holz geformt werden. Das haben amerikanische Wissenschaftler bei Untersuchungen an Bäumen aus Thailand herausgefunden. Während sich in gemäßigten Zonen die Wachstumsperioden in den Jahresringen der Bäume widerspiegeln, ist in den Tropen der Unterschied zwischen den Jahreszeiten so gering, dass sich bei Bäumen keine Jahresringe zeigen. Anhand des Kalziumgehalts können jedoch ebenso Rückschlüsse auf die Klimaentwicklung gezogen werden, so die Forscher.
In den gemäßigten Zonen bilden Bäume nach der Ruhephase im Winter dünnwandige, große Zellen, an die kleinere Zellen mit dickeren Wänden anschließen. Tropische Bäume unterliegen zwar keinem solchen strengen Wechsel, doch sie nehmen in ihrer Hauptwachstumsphase Kalzium auf, wiesen die Wissenschaftler nach. Die Forscher bestimmten nun mithilfe von Röntgenstrahlen den Kalziumgehalt der in Thailand wachsenden Art Miliusa velutina und beobachteten bis ins Jahr 1909 jährliche Spitzenwerte. Dieses Muster unsichtbarer Jahresringe kann daher Aufschluss über Klimaänderungen geben.
Bisher haben Fachleute das tropische Klima mithilfe der so genannten Isotopenanalyse rekonstruiert, bei der das Verhältnis im Holz eingelagerter, unterschiedlich schwerer Sauerstoff- oder Kohlenstoffatome gemessen wird. Die Resultate der Kalziummessungen stimmen gut mit den Ergebnissen dieser Isotopenanalysen überein. Während diese jedoch vier Monate Arbeit im Labor erforderten, sei die Klimarekonstruktion anhand des Kalziumgehaltes innerhalb eines einzigen Nachmittags möglich, erklärt die Studienleiterin Pascale Poussart.
Die Wissenschaftler wissen zwar noch nicht, ob der im Jahresverlauf schwankende Kalziumgehalt bei den meisten tropischen Bäumen oder nur bei einigen wenigen Arten vorkommt. Poussart hofft aber, mit dem Kalziumgehalt möglichst vieler Arten ohne Jahresringe künftig Informationen über die Klimaänderungen zu erhalten.
Nature, Onlinedienst, DOI:10.1038/news060911-15 Originalarbeit der Forscher: Pascale Poussard (Princeton University) et al.: Geophysical Research Letters, Bd. 33, L17711 ddp/wissenschaft.de ? Katharina Schöbi