Anzeige
1 Monat GRATIS testen. Danach zum Jubiläumspreis weiterlesen.
Startseite »

Uralte Bestäuber-Beziehung

Erde|Umwelt

Uralte Bestäuber-Beziehung
Schon in der Kreidezeit bestäubten Käfer auch Gymnospermen. (Foto: NIGPAS)

Blütenpflanzen gehen seit Millionen von Jahren Partnerschaften mit Insekten ein. Doch waren sie wirklich die ersten Pflanzen, denen die tierischen Bestäuber ihre Dienste erwiesen? Ein samt Pollen in Bernstein konservierter Käfer belegt nun: Bereits in der Kreidezeit bestäubten Insekten offenbar auch Gymnospermen – eine Pflanzengruppe, die heute hauptsächlich auf Windbestäubung setzt. Doch die Beziehung zwischen diesen beiden Partnern könnte sogar noch weiter in die Vergangenheit zurückreichen, wie Forscher berichten.

Pflanzen sind für die Bestäubung und Befruchtung auf die Hilfe Dritter angewiesen. Als Verbündete für diese Mission setzen manche Arten auf Tiere – vor allem Blütenpflanzen haben sich auf diese Form der Partnerschaft mit Insekten, Vögeln oder Säugetieren spezialisiert. Nacktsamer wie die Nadelhölzer lassen ihre Pollen dagegen in der Regel vom Wind zu einem Artgenossen tragen. Doch es gibt Ausnahmen: Eine bestimmte urtümliche Gruppe von Gymnospermen verlässt sich in Sachen Fortpflanzung ebenfalls auf Insekten, die sogenannten Palmfarne oder Cycadeen. Diese heute in den Tropen und Subtropen vorkommenden Gewächse werden häufig von Käfern bestäubt.

Tatsächlich könnten sie sogar die ersten Pflanzen gewesen sein, denen Insekten auf unserem Planeten jemals Bestäubungsdienste erwiesen. Darauf deutet nun ein überraschender Fund hin: Wissenschaftler um Chenyang Cai von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften haben in einem 99 Millionen Jahre alten Burma-Bernstein einen Käfer entdeckt – zusammen mit konserviertem Cycadeen-Pollen. Wurden Insekt und Blütenstaub nur zufällig gemeinsam im Harz eingeschlossen? Um dies herauszufinden, untersuchten die Forscher den Käfer genauer. Dabei entdeckten sie, dass das Insekt einige physiologische Eigenschaften aufweist, die auf eine Tätigkeit als Bestäuber schließen lassen. Unter anderem hat das Tier einen großen Unterkiefer mit Hohlräumen, die mit borstenähnlichen Härchen besetzt sind – perfekt zum Transport von Pollen.

Lange vor den Blütenpflanzen?

Phylogenetische Analysen bestätigten diesen Verdacht. Demnach gehört der Käfer zur Familie der Boganiidae und zu einer Schwesterngruppe der noch heute in Australien verbreiteten Paracucujus-Käfer. Diese Insekten bestäuben in ihrer Heimat Palmfarne der Art Macrozamia riedlei. Damit ist nun erstmals eindeutig belegt, dass Käfer und Cycadeen bereits in der Kreidezeit enge Partnerschaften eingingen. Doch der Ursprung dieser Beziehung könnte sogar noch weiter zurückreichen, wie die Wissenschaftler berichten. Denn auffällig ist: Eng miteinander verwandte Käfer und die von ihnen bestäubten Palmfarne kommen heute auf Erdteilen vor, die geographisch weit auseinanderliegen – etwa Südafrika und Australien.

Dies könnte darauf hindeuten, dass sie sich entwickelten, als diese Landmassen noch in Form des Großkontinents Gondwana vereint waren. “Käfer bestäubten Cycadeen wahrscheinlich mindestens seit dem frühen Jura-Zeitalter – lange bevor Angiospermen die Vegetation zu dominieren begannen und Blütenbestäuber wie Bienen entstanden”, sagt Cai.

Anzeige

Quelle: Chenyang Cai (Chinesische Akademie der Wissenschaften, Nanjing) et al., Current Biology, doi: 10.1016/j.cub.2018.06.036

Anzeige
Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Youtube Music
Dossiers
Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Che|mie|la|bo|rant  〈[çe:–] m. 16〉 chemisch–technischer Assistent, der in Forschungs– u. Entwicklungslaboratorien chemische bzw. chemisch–physikalische Analysen durchführt

gräss|lich  〈Adj.〉 1 entsetzlich, fürchterlich, grauenerregend 2 scheußlich, schauderhaft, ekelhaft … mehr

me|di|a|sti|nal  auch:  me|di|as|ti|nal  〈Adj.; Anat.〉 zum mittleren Teil der Brusthöhle gehörend, darin gelegen, Mittelfell… … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige