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Plastikmüll: Folgen könnten irreversibel sein

Erde|Umwelt

Plastikmüll: Folgen könnten irreversibel sein
Plastikmüll
Plastikabfall ist ein weltweites Problem. (Bild: Caroline Hansen, Heidi Knutsen/ NGI)

Plastikmüll treibt in riesigen Teppichen auf den Ozeanen, reichert sich als Mikroplastik in der Umwelt, Nahrungsmitteln und Lebewesen an und könnte darüber hinaus noch unbekannte toxische Effekte haben, wenn es durch Verwitterung in seine Bestandteile zerfällt. Forscher warnen nun, dass die derzeitigen Plastikemissionen weltweit schädliche Effekte auslösen könnten, die sich nicht mehr rückgängig machen lassen. Sie fordern daher drastische politische Maßnahmen. Recyclingbemühungen allein reichen den Forscher zufolge nicht aus.

Plastik ist inzwischen überall auf der Erde gegenwärtig: von Wüsten und Berggipfeln bis hin zu tiefen Ozeanen und arktischem Schnee. Im Jahr 2016 reichten die Schätzungen der weltweiten Freisetzung von Plastik in Seen, Flüsse und Ozeane von 9 bis 23 Millionen Tonnen pro Jahr, wobei eine ähnliche Menge jährlich an Land anfällt. Ohne weitreichende politische Maßnahmen gehen Forscher davon aus, dass sich diese Zahlen bis zum Jahr 2025 fast verdoppeln werden. Obwohl das öffentliche und politische Bewusstsein für das Problem der Plastikverschmutzung gestiegen ist, nimmt die Plastikvermüllung weiterhin zu.

Irreversible Schäden

„Plastik ist tief in unserer Gesellschaft verwurzelt und gelangt überall in die Umwelt, selbst in Ländern mit einer guten Infrastruktur für die Abfallbehandlung“, sagt Matthew MacLeod von der Universität Stockholm in Schweden. Gemeinsam mit seinen Kollegen hat er eine Übersichtsarbeit zu bekannten und denkbaren Gefahren der Plastikverschmutzung verfasst. Darin schreiben die Forscher: „Unsere Analyse bestätigt, dass die Plastikverschmutzung eine globale Bedrohung darstellen kann und dass Maßnahmen zur drastischen Reduzierung der Plastikemissionen die rationale politische Antwort sind.“

Plastik reichert sich in verschiedenen Formen in der Umwelt an. Während der Müll aus besiedelten Gebieten noch verhältnismäßig einfach eingesammelt werden kann, sind insbesondere schwer zugängliche, entlegene Naturgebiete gefährdet. „In abgelegenen Umgebungen kann Plastikmüll nicht durch Aufräumarbeiten entfernt werden, und die Verwitterung großer Plastikteile führt unweigerlich zur Entstehung einer großen Anzahl von Mikro- und Nanoplastikpartikeln sowie zur Auswaschung von Chemikalien“, erläutert Co-Autorin Annika Jahnke von der RWTH Aachen. „Plastik in der Umwelt ist also ein sich ständig bewegendes Ziel von zunehmender Komplexität und Mobilität. Wo es sich anreichert und welche Auswirkungen es verursachen kann, ist schwierig oder vielleicht sogar unmöglich vorherzusagen.“

Biologische und geophysikalische Auswirkungen

Die Autoren benennen zahlreiche Bereiche, in denen Plastik verschiedenster Art bekanntermaßen oder möglicherweise Probleme verursacht. Auf biologischer Ebene sind zum einen große Kunststoffteile gefährlich: „In einer kürzlich durchgeführten Analyse wurden 914 Arten von Meerestieren aufgelistet, die durch Verfangen oder Verschlucken betroffen sind, darunter 226 Seevogelarten, 86 Meeressäugetierarten, alle Arten von Meeresschildkröten und 430 Fischarten“, berichten die Forscher. Neben diesen oft unmittelbar tödlichen Folgen wurde auch nachgewiesen, dass sich Mikroplastik im Körper von Lebewesen anreichert – mit bislang noch nicht vollständig absehbaren Konsequenzen.

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Denkbar seien zudem geochemische und geophysikalische Auswirkungen. Die Forscher halten es für möglich, dass die Plastikverschmutzung globale Kohlenstoffkreisläufe beeinflusst. Beispielsweise könnte Mikroplastik im Meer die dort lebenden Cyanobakterien und Mikroalgen beeinträchtigen, die daraufhin weniger Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre binden. Statt also in marine Nahrungsnetze einzufließen, würde dieser Kohlenstoff in der Atmosphäre bleiben und den Klimawandel verschärfen. Gleichzeitig würde in Plastik gebundenes, nicht für biologische Organismen verwertbarer Kohlenstoff auf den Meeresgrund sinken und sich im Sediment anreichern. Bei der langsamen Zersetzung dieser Plastikablagerungen könnten zudem Substanzen entstehen, die eine toxische Wirkung entfalten.

Drastische politische Maßnahmen erforderlich

„Im Moment belasten wir die Umwelt mit immer größeren Mengen an schlecht reversibler Plastikverschmutzung. Bis jetzt sehen wir keine weit verbreiteten Beweise für schwerwiegende Folgen, aber wenn die Verwitterung von Plastik einen wirklich schlimmen Effekt auslöst, werden wir wahrscheinlich nicht in der Lage sein, ihn rückgängig zu machen“, warnt MacLeod. „Die Kosten, die entstehen, wenn man die Anhäufung von anhaltender Plastikverschmutzung in der Umwelt ignoriert, könnten enorm sein. Das Vernünftigste, was wir tun können, ist, so schnell wie möglich zu handeln, um den Eintrag von Plastik in die Umwelt zu reduzieren.“

Die bisherigen Technologien, um Plastik aus der Umwelt zu entfernen und zu recyceln, reichen nach Ansicht der Forscher bei Weitem nicht aus. „Als Verbraucher glauben wir, dass, wenn wir unseren Plastikmüll richtig trennen, alles auf magische Weise recycelt werden kann“, sagt Co-Autorin Mine Tekman vom Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. „Technologisch gesehen hat das Recycling von Plastik allerdings viele Einschränkungen, und Länder, die über eine gute Infrastruktur verfügen, exportieren ihren Plastikmüll in Länder mit schlechteren Einrichtungen.“

Um die Freisetzung von Plastik wirksam zu reduzieren, seien drastische Maßnahmen erforderlich. „Dazu zählt zum Beispiel die Begrenzung der Produktion von neuem Kunststoff, um den Wert von recyceltem Kunststoff zu erhöhen, und das Verbot des Exports von Kunststoffabfällen, es sei denn, er erfolgt in ein Land mit besserem Recycling“, sagt Tekman.

Quelle: Matthew MacLeod (Universität Stockholm, Schweden) et al., Science, doi: 10.1126/science.abg5433

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