Sie gehören zur Prominenz der kreidezeitlichen Tierwelt: Die Ankylosaurier sind berühmt für ihre spektakuläre Ausrüstung – sie waren stark gepanzert und viele Arten besaßen einen wuchtigen Keulenschwanz zur Verteidigung. Den wandelnden Burgen haben Paläontologen nun einen neuen Vertreter hinzugefügt, der vor etwa 75 Millionen Jahren durch das heutige Nordwestamerika stapfte. Seine Merkmale passen interessanterweise nicht zu den anderen bisher bekannten Ankylosaurier-Arten dieser Region. Er ähnelt eher Vertretern aus Asien. Dies wirft wiederum Licht auf die kontinentalen Verknüpfungen, die es einst in der Kreidezeit gegeben hat, sagen die Forscher.
Bei den Ankylosauriern handelt es sich um eine ausgesprochen erfolgreiche Gruppe der Dinosaurier: Im Laufe der Kreidezeit eroberten sie weite Teile der Erde und fächerten sich in unterschiedliche Arten und Gattungen auf. Ein wichtiges Erfolgsrezept war sicherlich ihre Wehrhaftigkeit, denn die tonnenschweren Pflanzenfresser lebten bekanntlich in einer gefährlichen Zeit: Raubsaurier waren auf der Suche nach Beute. Um deren Zähne und Klauen zu entgehen, waren die Ankylosaurier hoch gerüstet: Ihre gesamte Körperoberseite war durch dicke Panzerungen vor Angriffen geschützt und bei Bedrohung setzten viele Arten eine spektakuläre Waffe ein: Sie schlugen mit einem Schwanz um sich, an dessen Ende eine wuchtige Knochen-Verdickung saß. Raubsaurier liefen somit Gefahr, sich bei einer Attacke ein gebrochenes Bein einzuhandeln.
Überraschend spitz gepanzerter Kopf
Das Fossil des nun neuentdeckten Vertreters der Ankylosaurier haben die Paläontologen an einem Fundort im US-Bundesstaat Utah entdeckt. Die Überreste umfassen den Schädel, die Panzerung, viele Skelettteile und auch die eindrucksvolle Waffe des Dinos: die wuchtige Verdickung am Schwanzende. Den Untersuchungen zufolge war der Akainacephalus johnsoni genannte Ankylosaurier bis zu fünf Meter lang und besaß eine Hüfthöhe von etwa 1,5 Metern. Er gehörte damit zu den mittelgroßen Vertretern seiner Familie, berichten Jelle Wiersma und Randall Irmis vom Natural History Museum of Utah in Salt Lake City.
Das Besondere an der neuen Art sind den Forschern zufolge die überraschenden Merkmale im Kopfbereich. Akainacephalus besaß eine ausgesprochen kantige und spitze Panzerung im Bereich des Kopfes und der Schnauze. Andere Vertreter der Ankylosaurier aus Norwestamerika besitzen im Kopfbereich hingegen eher flache Panzerplatten. Den Forschern zufolge war Akainacephalus deshalb mit diesen Tieren auch nicht eng verwandt – er gehörte einer anderen Gattung an. “Man hätte erwarten können, dass ein Ankylosaurier aus Utah mit denjenigen verwandt ist, die anderswo im westlichen Nordamerika zu finden sind. Das trifft erstaunlicherweise auf Akainacephalus aber nicht zu“, resümiert Irmis. Die Merkmale dieser Art ähneln eher denen der bekannten Vertreter der Ankylosaurier aus Asien, sagen die Forscher.
Zwei Einwanderungswellen nach Amerika
Man geht bereits davon aus, dass sich die Ankylosaurier ursprünglich in Asien entwickelt haben und dann über Landbrücken nach Laramidia eingewandert sind, aus dem später der westliche Teil Nordamerikas entstand. Nach ihrer Ankunft in Laramidia entwickelten sich die Tiere dort weiter und bildeten Arten, die sich von den in Asien verbliebenen unterschieden. Der neue Fund spricht nun dafür, dass später noch einmal Ankylosaurier aus Asien über erneut entstandene Landbrücken der Beringstraße einwanderten und sich zu den bereits dort ansässigen Arten dazugesellten. So konnten sich zwei unterschiedliche Gruppen dieser Tiere in Amerika etablieren, erklären die Wissenschaftler.
Wiersma und Irmis hoffen nun auf weitere Funde, die noch mehr Licht auf die interessante Entwicklungsgeschichte der keulenschwingenden Dinos werfen.