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Mehr Wölfe in Deutschland

Erde|Umwelt

Mehr Wölfe in Deutschland
Wolf in Bayern
Ein Wolf im Bayrischen Wald. (Bild: betyarlaca / iStock)

Der Wolf erobert sich sein altes Territorium zurück – und breitet sich auch hierzulande weiter aus, wie aktuelle Zahlen des Bundesamts für Naturschutz belegen. Demnach leben in Deutschland mittlerweile 105 Wolfsrudel, dazu weitere 63 Wölfe als Paare und Einzeltiere. Die Hauptschwerpunkte ihrer Verbreitung liegen zwar noch immer im Norden und Osten, aber auch nach Süddeutschland sind schon einige Wölfe vorgedrungen. Potenziellen Lebensraum gibt es auch dort genug.

Lange Zeit war der Wolf ein fester Bestandteil der Wälder Europas. Doch ab dem Mittelalter wurde der anpassungsfähige Räuber selbst zum Gejagten. Systematischer Abschuss, die Tötung mit Fallen und auch der Bau von Zäunen, Straßen und Siedlungen in seinem natürlichen Lebensraum brachten den Wolf immer mehr in Bedrängnis – bis er im 18. Jahrhundert in Deutschland nahezu ausgerottet war. Erst im Jahr 1996 wanderten erstmals wieder Wölfe aus Polen in den Osten Deutschlands ein und etablierten dort die ersten Rudel. Seither wächst die Zahl der heimischen Wölfe wieder.

Wie viele Wölfe aktuell in Deutschland leben und wo sie ihre Territorien haben, erfasst das Bundesamt für Naturschutz (BfN) jedes Jahr auf Basis des bundesweiten Wolfsmonitorings. Als Grundlage dafür dienen Wolfsnachweise etwa durch Lebendfang, genetische Nachweise beispielsweise aus Haaren oder Kotproben, Fotos aus Fotofallen oder von Totfunden. Diese in den Bundesländern gesammelten Nachweise werden durch Experten des Bundes und der Länder abgeglichen und überprüft und dann zur offiziellen Wolfserhebung zusammengeführt. “Diese Daten sind die zentrale Voraussetzung für eine sachliche Debatte im Umgang mit den Wölfen”, betont BfN- Präsidentin Beate Jessel.

Erste Wölfe auch in Bayern und Baden-Württemberg

Die Bilanz für das Jahr 2018/2019: Zurzeit leben in Deutschland 105 Wolfsrudel sowie 25 Wolfspaare und 13 sesshafte Einzelwölfe. Damit hat sich die Zahl der bei uns heimischen Wölfe weiter erhöht. Nach Ansicht von Jessel unterstreicht dies, dass der Wolf keineswegs nur in unberührter Wildnis gedeiht, sondern auch in der Kulturlandschaft durchaus genügend Lebensräume findet. Weil der Bestand an potenzieller Beute in Form von Wild in den deutschen Wäldern zudem relativ hoch ist, finden Wölfe auch genügend Nahrung – ohne dass sie zwangsläufig Nutztiere angreifen müssen. Nach Angaben der Naturschutzorganisation NABU ist unter diesen Bedingungen eine Zunahme der Bestände um rund ein Drittel pro Jahr durchaus normal.

Wolfsvorkommen
Wolfsbestand in Deutschland 2018/19 (Bild: BfN)

Veränderungen gibt es jedoch auch beim Verbreitungsgebiet: “Die Wolfsterritorien konzentrieren sich nach wie vor auf die bisher bekannten Gebiete, die sich von Ostsachsen bis an die Nordsee erstrecken”, berichtet Jessel. Die meisten Wolfsrudel leben in Brandenburg (41), gefolgt von Sachsen (22) und Niedersachsen (21). Aber inzwischen kommen Paare und Einzeltiere auch deutlich weiter südlich vor. Im letzten Jahr wurden territoriale Wölfe in den Bundesländern Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und erstmals auch in Thüringen und Bayern beobachtet, wie das BfN berichtet. Diese Ergebnisse demonstrieren, dass die Wölfe sich innerhalb Deutschlands weiter ausbreiten und auch neue Gebiete für sich erobern. Grundsätzlich gehen Wolfsexperten davon aus, dass keine Region per se für die Tiere ungeeignet ist.

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Herdenschutz statt Abschuss

Doch die Ausbreitung der Wölfe bringt auch neue Konflikte mit sich. Denn dadurch müssen sich nun auch bisher wolfsunerfahrene Besitzer von Weidetieren mit der Präsenz des Raubtieres auseinandersetzen. Vielfach wird daher gefordert, den Wolf in das Jagdgesetz aufzunehmen, um einen Abschuss “problematischer Tiere” zu erleichtern. Doch der Wolf ist nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union sowie nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Naturschutzorganisationen lehnen eine solche Gesetzesänderung daher als unnötig und nicht mit dem Schutz des Wolfes vereinbar ab: “Der wahllose Abschuss von Wölfen ist kein Ersatz für Herdenschutz, mit EU-Recht unvereinbar und zudem unwirksam, da jederzeit neue Wölfe einwandern können”, sagt Magnus Wessel vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Zudem sei der Abschuss von “Problemwölfen” auch nach aktueller Gesetzeslage möglich.

Um Konflikte zwischen Mensch und Wolf zu verhindern, ist nach Ansicht der Naturschutzorganisationen, aber auch des BfN, ein guter Herdenschutz entscheidend – und ausreichend. “Ein Zusammenleben von Wölfen, Menschen und Weidetieren ist möglich, wenn der Herdenschutz funktioniert. Aber guter Herdenschutz muss erst wieder erlernt werden, er ist eine zusätzliche zeitliche und finanzielle Herausforderung für Schäferinnen und Schäfer”, sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Für Herdenschutzmaßnahmen wie Elektrozäune oder Herdenschutzhunde erhalten Bauern und Schäfer finanzielle Unterstützung von Bund und Ländern. Aus Sicht des BUND sollte die Weidetierhaltung aber auch darüber hinaus stärker gefördert werden. “Vielen Schäferinnen und Schäfern steht das Wasser schon seit Jahren wirtschaftlich bis zum Hals – auch ganz ohne Wölfe. Deshalb braucht es endlich deutlich bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen für die Weidetierhaltung, um diese ökologisch wertvolle Form der Landnutzung zukunftsfähig zu machen”, betont Wessel.

Quelle: Bundesamt für Naturschutz, BUND, NABU

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