Um den Zusammenhang zwischen Gewalt und unsozialem Verhalten genauer zu untersuchen, entwarfen Sheese und Graziano zwei Versionen eines bekannten Computerspiels. In der gewaltfreien Variante sollte der Spieler lediglich den Ausgang aus einem Labyrinth finden. In der anderen Version bekam er zusätzlich Waffen und musste damit verschiedene Monster aus dem Weg räumen, die sich ihm in den Weg stellten.
Die Forscher bildeten aus ihren 48 Probanden Zweierteams und ließen sie eine der beiden Versionen spielen. Ziel des Spiels war es, möglichst viele Punkte zu holen, um damit am Ende einen Geldbetrag zu gewinnen. Dabei konkurrierten die Spieler zwar mit den anderen Spielern, nicht jedoch mit ihrem Partner. Nach Ende der Spielzeit sollten sich beide Partner einzeln für eine von drei Möglichkeiten bei der Punktwertung entscheiden: Mit dem Partner zu kooperieren, ohne ihn gewertet zu werden oder ihn auszubeuten. Wie viele Zusatz- oder Minuspunkte die Spieler dabei erhielten, hing nicht nur von ihrer eigenen Entscheidung, sondern auch von der des Partners ab.
Grundsätzlich gingen praktisch alle Spieler davon aus, dass ihr Partner sie nicht betrügen würde und ihnen auch nicht zutraute, zu betrügen ? unabhängig davon, ob sie die gewalttätige oder die harmlose Variante gespielt hatten. Die Spieler der Gewaltversion entschieden sich jedoch siebenmal häufiger, ihren Partner auszubeuten, als die Spieler der gewaltfreien Variante, ergab die Auswertung.
Im Gegensatz zu den Ergebnissen früherer Studien machte die Gewalt die Spieler nicht misstrauischer gegenüber ihren Partnern, schreiben die Forscher. Sie veränderte jedoch eindeutig das Sozialverhalten ? überraschenderweise zu Lasten des Partners, der während des Spiels eigentlich ein Verbündeter gewesen war. Gewalt, auch wenn sie gegen Dritte gerichtet ist, hat demnach einen deutlichen Einfluss auf zwischenmenschliche Beziehungen.