Braun-weiß gemusterte Deckflügel und ein orange leuchtendes Unterkleid mit schillernden Punkten: Der Braune Bär ist einer der prächtigsten Vertreter unserer heimischen nachtaktiven Insekten. Doch leider kann man den schönen Nachtfalter immer seltener bewundern – das künstliche Licht unserer Kulturlandschaft macht ihm zu schaffen. Um auf das Thema aufmerksam zu machen, hat die Naturschutzorganisation BUND den Braunen Bär nun zum Schmetterling des Jahres 2021 gewählt.
Der Mohrenfalter machte 2003 den Anfang und 2020 stand der Grüne Zipfelfalter im Rampenlicht: Jedes Jahr macht der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) eine heimische Falterart zum Schmetterling des Jahres. Damit wollen die Naturschützer auf die Bedrohung spezieller Arten und die gesamte Insektengruppe aufmerksam machen sowie ökologische Zusammenhänge verdeutlichen. Für das Jahr 2021 ist die Wahl nun auf den Braunen Bär (Arctia caja) gefallen. Wie der BUND berichtet, sind die Bestände dieser Art bundesweit rückläufig, deshalb steht der einst häufige Braune Bär mittlerweile auch auf der Vorwarnliste der bedrohten Tiere.
Lampen mit fataler Anziehungskraft
Doch was bereitet diesen Insekten Probleme? Neben der Intensivierung der Landwirtschaft und dem Wegfall von Hecken in der Landschaft bedroht vor allem die Lichtverschmutzung die Nachtfalter, sagen die Naturschützer. Wie die meisten nachtaktiven Insekten kann sich der Braune Bär bei schwachem Mond- oder Sternenlicht gut orientieren. Doch besonders das grelle blaue Licht von den Hochdruck-Quecksilberdampflampen der Straßen- und Industriebeleuchtung stört die Nachtinsekten stark.
“Die Braunen Bären werden von nächtlichen Lichtquellen angelockt und flattern dann orientierungslos bis zur Erschöpfung um sie herum”, sagt Jochen Behrmann vom BUND. “Neben den direkten Verlusten geht den Insekten so wertvolle Energie und Zeit für Partnersuche und Fortpflanzung verloren, und Fressfeinde wie Fledermäuse haben ein leichtes Spiel.“ Wie andere Naturschutzorganisationen setzt sich deshalb auch der BUND dafür ein, dass Lampen zeitweise ausgeschaltet und durch bessere ersetzt werden. Denn es gibt Alternativen mit weniger verführerischen Lichtfrequenzen: Natriumdampflampen und moderne sparsame LED strahlen wenig oder gar kein blaues Licht ab und irritieren den Braunen Bär und seine Verwandtschaft dadurch vergleichsweise wenig.
Pelzige Raupen und abschreckende Flügelshow
Bei der Betrachtung des Falters kann man sich fragen, wie er zu dem Namen Brauner Bär gekommen ist. Wie der BUND erklärt, bezieht sich diese Bezeichnung aber nicht auf die erwachsenen Tiere, sondern auf ihre Raupen. Sie besitzen eine dichte braune Behaarung, die an ein Bärenfell erinnert. Sie können sich von unterschiedlichen Pflanzen ernähren – von Kräutern bis zu Laubgehölzen. Aus den Raupen entwickeln sich dann im Hochsommer die Nachtfalter. Mit einer Flügelspannweite von bis zu 65 Millimetern gehören sie zu den größten in Deutschland.
Das auf uns schön wirkende Aussehen der Falter hat interessante Funktionen: Das braun-weiße Muster der normalerweise geschlossenen Vorderflügel tarnt sie im Gewirr von Ästen mit Licht und Schatten, wenn sie tagsüber etwa an Baumstämmen sitzen. Sie bedecken dabei die darunterliegenden orangeroten Hinterflügel mit den dunklen “Augen”. Der Falter präsentiert sie nur, wenn er sich bedroht fühlt: Durch blitzschnelles Öffnen der Vorderflügel kommen sie zum Vorschein. So können sie Fressfeinde erschrecken und das Insekt kann entkommen. Zudem vermitteln sie die Botschaft: „Friss mich nicht, denn das wird dir schlecht bekommen“. Denn die Falter bilden giftige Körperflüssigkeiten.
Was die Ursachen der Gefährdung betrifft, betont der BUND, dass neben der Lichtverschmutzung auch eine Mischung weiterer Probleme dem Braunen Bär zu schaffen macht: Die Bereinigung der Landschaft, artenarme Nutzwälder, die Zersiedlung und die Verkehrsbelastung sind zu nennen. Wie der BUND abschließend schreibt, kann der Schmetterling des Jahres 2021 als ein Bioindikator für naturnahe Lebensgemeinschaften betrachtet werden: Wo er zahlreich flattert, stimmt die Habitatqualität noch – wenn sich Störquellen breitmachen, schwinden seine Bestände hingegen.
Quelle: BUND