Es gibt keine Hinweise darauf, dass Frauen im Lauf ihres Erwachsenenlebens neue Eizellen bilden können. Dieses Fazit ziehen amerikanische und chinesische Forscher aus den Ergebnissen einer Analyse von Eierstockgewebe von Frauen im Alter zwischen 28 und 53 Jahren. Sie widersprechen damit der These, weibliche Säugetiere inklusive des Menschen würden während ihrer gesamten fruchtbaren Lebenszeit ständig neue Eizellen produzieren, die ein US-Forscherteam vor drei Jahren im Fachmagazin “Nature” veröffentlicht hat. Die neuen Ergebnisse stützten vielmehr die bis dahin gültige Lehrmeinung, dass alle Eizellen bereits vor der Geburt gebildet werden und im Lauf des Lebens nach und nach heranreifen, so die Forscher um David Keefe.
Bei der im März 2004 erschienenen Studie hatte das Team um den Harvard-Wissenschaftler Jonathan Tilly bei erwachsenen Mäuseweibchen ein Ungleichgewicht zwischen der Anzahl der absterbenden und der heranreifenden Eizellen entdeckt und daraus geschlossen, dass das Eizellenreservoir mithilfe von Stammzellen ständig aufgefüllt wird. Seitdem gab es jedoch immer wieder Zweifel in dieser Interpretation, und laut Keefe wurden die Ergebnisse bereits in verschiedenen Studien widerlegt. Auch in der neuen Untersuchung fanden sich keine Anzeichen einer solchen Eizellenneubildung, erklärt der Wissenschaftler.
Keefe und seine Kollegen hatten in Gewebe aus Biopsien von Eierstöcken von zwölf Frauen vergeblich nach Stammzellmarkern oder Anzeichen für sich teilende Zellen gesucht. “Obwohl wir die empfindlichsten Methoden verwendet haben, die zur Zeit verfügbar sind, haben wir keine Hinweise auf irgendeine Art von Eizell-Stammzellen finden können”, erklärt der Wissenschaftler. Entweder gelten die früheren Ergebnisse nicht für den Menschen, so seine Schlussfolgerung, oder Tilly und seine Kollegen hätten lediglich eizellenähnliche Zellen gesehen und sie fälschlich für Eizellen gehalten. In keinem Fall sollten Frauen jedoch erwarten, dass irgendwann einmal ihre fruchtbare Zeit mithilfe von Stammzellen verlängert werden könnte, mahnt er. Auch die Hoffnung, mithilfe der Stammzellen neue Ansätze für die Behandlung von Unfruchtbarkeit entwickeln zu können, sei seiner Ansicht nach ungerechtfertigt.
Yifei Liu (Sun-Yat-Sen-Universität, Guangzhou) et al.: Developmental Biology, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1016/j.ydbio.2007.03.006 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel