Büro in den eigenen vier Wänden: Verzichten Arbeitnehmer auch nach der Corona-Krise noch häufiger auf Fahrten zur Arbeit, profitiert das Klima und die Verkehrsbelastung sinkt erheblich, verdeutlicht eine Greenpeace-Studie. Den Kalkulationen zufolge könnte der CO2-Ausstoß im deutschen Verkehr um 5,4 Millionen Tonnen pro Jahr sinken, wenn 40 Prozent der Arbeitnehmer zwei Homeoffice-Tage pro Woche einlegen würden. Vor diesem Hintergrund regt Greenpeace nun eine politische Diskussion um staatliche Förderung der Arbeit von zuhause aus an.
Videokonferenzen, Telefon und Textnachrichten – die modernen Kommunikationsmöglichkeiten halten Arbeitnehmer auch zuhause auf dem Laufenden und sogar ein lockeres Plaudern unter Kollegen ist möglich. Viele schätzen deshalb das Arbeiten im Homeoffice, denn für sie stehen die Zeiteinsparung und die Flexibilität in den eigenen vier Wänden im Vordergrund. Vor der Corona-Krise war diese Arbeitsweise in Deutschland noch vergleichsweise wenig verbreitet, berichtet Greenpeace: Untersuchungen zufolge arbeiteten vor der Pandemie nur etwa 13 Prozent von zuhause aus.
Potenzial ermittelt
Im Frühjahr 2020 änderte sich dies dann erheblich: Um sich vor einer Infektion mit Covid-19 zu schützen, blieben etwa 25 Prozent der Arbeitnehmer in der Homeoffice. Weitere Studienergebnisse legen nahe, dass im Zuge der Pandemie schließlich etwa 37 Prozent begonnen haben, zumindest zeitweise von zuhause zu arbeiten. „Die Corona-Monate haben gezeigt, dass sich viele Arbeiten problemlos von zu Haus erledigen lassen“, sagt Greenpeace-Sprecher Benjamin Stephan. Es liegt auf der Hand, dass durch die wegfallenden Fahrten zum Arbeitsplatz auch die Verkehrsmittelnutzung sinkt und damit der CO2-Ausstoß. Welche Bedeutung dieser Effekt erreicht, hat Greenpeace nun in einer Studie von der Berliner Denkfabrik IZT einschätzen lassen.
Auf der Grundlage von Daten zur Mobilität in Deutschland, die das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur bereitstellt, haben die Forscher ermittelt, wie viel weniger Kohlendioxid durch vermiedene Pendelkilometer freigesetzt wird. Dabei wurden verschiedene Szenarien der Verbreitung von Homeoffice-Arbeit durchgerechnet. Auch die eingesparten Personenkilometer, die für die Hin- und Rückfahrten zur Arbeit vermieden werden, haben die Wissenschaftler ermittelt.
Förderung scheint sinnvoll
Bei dem optimistischen Szenario ergaben die Berechnungen: Arbeiten 40 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer an zwei Tagen zu Hause, fallen pro Jahr rund 35 Milliarden Personenkilometer durch weniger Berufsverkehr weg. Straßen würden dadurch gerade in den Stoßzeiten deutlich entlastet. Bei dieser Verbreitung von Home-Office-Tätigkeit käme es auch zu einer beachtlichen Einsparung beim CO2-Ausstoß: Um 5,4 Millionen Tonnen pro Jahr könnte er sinken. Das entspricht etwa 18 Prozent aller durch Pendeln entstehenden Emissionen, berichtet Greenpeace. Dieses Rechenbeispiel verdeutlicht somit das Potenzial des verstärkten Arbeitens von zuhause. Denn jeder Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasfreisetzung durch den Verkehr ist wichtig. „Telearbeit schützt das Klima und entlastet zudem den Verkehr und schenkt Arbeitnehmern Zeit und Flexibilität“, resümiert Stephan.
Die Erfahrungen der Corona-Zeit haben die Nutzung von Telearbeit sicherlich gestärkt und es wird einen nachhaltigen Effekt geben: Unternehmen wie die Allianz, Siemens, Google oder Facebook gehen davon aus, dass auch künftig große Teile ihrer Belegschaft zu Hause arbeiten werden, berichtet Greenpeace. Dennoch ist davon auszugehen, dass das Niveau der Homeoffice-Tätigkeit nach der Corona-Krise wieder deutlich zurückgeht. Somit ist möglicherweise ein aktives Gegensteuern sinnvoll.
Greenpeace fordert die Bundesregierung deshalb auf, diesen ökologisch sinnvollen Trend zu verstärken und ihn sozial gerecht zu gestalten. „Die Bundesregierung sollte jetzt damit beginnen, die Pendlerpauschale schrittweise zu streichen und die frei werdenden Gelder in einen attraktiven öffentlichen Verkehr zu investieren. So profitieren auch schlechter bezahlte Arbeitnehmer, deren Tätigkeiten sich seltener ins Homeoffice verlagern lassen“, meint Stephan.
Quelle: Greenpeace, Originalstudie: https://act.gp/31c7XZP