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Ist „Grasmilch“ gesünder?

Erde|Umwelt Nachgefragt

Ist “Grasmilch” gesünder?
Milchkrug
Bekommen Kühe nur Gras und Heu als Futter, wirkt sich dies auf die Inhaltsstoffe ihrer Milch aus. (Foto: Ivan Mikhaylov/ iStock)

Kraftfutter oder Gras und Heu – Milchkühe werden je nach Haltungsweise mit unterschiedlichen Futtermitteln versorgt. Inwieweit spiegelt sich dies in der Qualität ihrer Milch wider? Eine Studie hat gezeigt, dass die Fütterung insbesondere das Verhältnis der Omega-3- und -6 Fettsäuren in der Kuhmilch beeinflusst. Demnach enthält die Milch von Kühen, die zu hundert Prozent mit Raufutter wie Gras, Heu und siliertem Gras gefüttert werden, deutlich mehr gesunde Omega-3-Fettsäuren als die Milch von Kühen, die zusätzlich Kraftfutter und Getreide erhielten.

Ökologisch produzierte Lebensmittel liegen im Trend. Der Bioanbau gilt als umwelt- und klimafreundlicher und es landen weniger Pestizide in der Natur und auf den Produkten. Deshalb halten viele Menschen Bio-Produkte für gesünder. Ob das allerdings wirklich der Fall ist, darüber wird seit Jahren gestritten – auch weil Studien widersprüchliche Ergebnisse dazu erbrachten.

Auf die Fettsäuren kommt es an

Doch zumindest einige Unterschiede scheint es tatsächlich zu geben. So ergab 2014 eine Metastudie, dass Obst und Gemüse aus biologischem Anbau meist mehr gesunde Pflanzeninhaltsstoffe wie Antioxidantien und Polyphenole enthalten. Auch bei Fleisch und Milchprodukten gibt es offenbar Unterschiede: Bereits 2016 stellten Forscher in einer weiteren Metastudie fest, dass Bio-Milch und Bio-Fleisch rund 50 Prozent mehr Omega-3 Fettsäuren enthalten als konventionelle Produkte.

Omega-3-Fettsäuren gelten als besonders gesund für Herz und Blutgefäße und tragen dazu bei, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken. Sie kommen vor allem in Fisch, Avocados, bestimmten pflanzliche Ölen und Nüssen vor. Die chemisch eng verwandten und vor allem in rotem Fleisch und Milchprodukten vorkommenden Omega-6-Fettsäuren sind zwar ebenfalls gesundheitsfördernd, aber nur, wenn sie im richtigen Verhältnis zu Omega-3-Fettsäuren aufgenommen werden. Ernährungsexperten empfehlen, maximal zwei bis fünffach mehr Omega-6 als Omega-3-Fettsäuren zu essen.

Mehr Omega-3-Fettsäuren in Grasmilch

Welche Rolle die Fütterung von Milchkühen für das Verhältnis der beiden Fettsäuren in der Milch spielt, haben Bradley Heins von der University of Minnesota und seine Kollegen näher untersucht. Für ihre Studie analysierten sie über drei Jahre hinweg 1160 Milchproben von Farmen mit verschiedenen Bewirtschaftungsstrategien. Bei der konventionellen Milchviehhaltung basierte die Ernährung der Kühe knapp zur Hälfte auf Kraftfutter, beispielsweise in Form von Getreide oder Soja. Biolandwirte fütterten ihre Milchkühe mit rund 80 Prozent Raufutter wie Gras, Heu und Grassilage und eine weitere Gruppe von Farmern ließ ihre Kühe ausschließlich Raufutter fressen.

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Die Analysen ergaben deutliche Unterschiede in den Inhaltsstoffen der Milch. So enthielt die reine “Grasmilch” 147 Prozent mehr Omega-3-Fettsäurne als die Milch von konventionell gefütterten Kühen – 0,05 Gramm pro 100 Gramm Milch statt 0,02 Gramm. Gleichzeitig lag der Anteil der Omega-6-Fettsäuren bei der Grasmilch um 52 Prozent niedriger, wie die Forscher berichten. Ein weiteres Plus: Die Grasmilch enthielt mehr als doppelt so viel zweifach ungesättigte Linolsäure. Die Biomilch lag in ihren Werten zwischen den beiden Extremen.

Insgesamt wies dadurch die Grasmilch ein deutlich günstigeres Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren auf, wie Heins und seine Kollegen feststellten: Bei der konventionellen Milch lag dieses bei 5,7 zu 1, bei der Grasmilch dagegen bei nahezu 1 zu 1. “Das fast perfekte Gleichgewicht von Omega-6 und Omega-3-Fettsäuren in Grasmilch-Produkten könnte dazu beitragen, Milchprodukte gesünder zu machen und könnte damit Konsumenten dabei helfen, ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und andere Stoffwechselkrankheiten zu senken”, sagt Co-Autor Charles Benbrook von der Johns Hopkins University in Baltimore.

Quelle: University of Minnesota. Fachartikel Food Science and Nutrition, doi: 10.1002/fsn3.610

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