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Energie aus dem Klo

Menschlicher Kot als Brennstoff und Biogaslieferant

Energie aus dem Klo
Plumpsklo
Was hier landet, lässt sich als Energielieferant nutzen (Foto: FIedberg / Fotolia)
Für die meisten von uns ist Kot eklig – wir wollen unsere Ausscheidungen am liebsten schnell und sauber entsorgt wissen. Doch im menschlichen Kot verbirgt sich ein bisher weitgehend ungenutzter Schatz: Er könnte enorme Mengen Biogas erzeugen und in vielen Gebieten der Welt Holz und Kohle als Brennstoff ersetzen, wie Forscher nun in einem Bericht vorrechnen.

Dass die Ausscheidungen von Tier und Mensch reich an Nährstoffen sind, weiß man schon lange. Schließlich werden Mist und Gülle nicht umsonst vielerorts zum Düngen von Feldern eingesetzt. Und nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO scheidet auch jeder von uns im Durchschnitt 4,5 Kilogramm Stickstoff und 548 Gramm Phosphor pro Jahr als Kot und Urin aus – wertvolle Nährstoffe, die für das Pflanzenwachstum wichtig sind.

Aber das ist noch nicht alles: Der menschliche Kot ist wegen seines hohen Anteils an organischem Material auch sehr energiereich. Wie viel Energie im Kot steckt und wie man ihn sinnvoll nutzen könnte, statt ihn einfach ins Klo zu spülen, haben nun Forscher des Institute for Water, Environment and Health der UN University untersucht. “Wir recyceln zwar die Nährstoffe aus menschlichen Ausscheidungen in der Landwirtschaft, aber der potenzielle Energiewert unseres Kots wurde bisher außer Acht gelassen”, sagt Koautor Chris Metcalfe.

Genug Strom für 138 Millionen Haushalte

Wie sich zeigt, hat unser Kot es tatsächlich in sich: Tun sich Bakterien daran gütlich, bauen sie die enthaltenen komplexen organischen Moleküle in brennbare Gase ab – Biogas. Würde man den jährlich von allen Menschen ausgeschiedenen Kot als Ausgangsstoff für Biogas nutzen, ließe sich damit genügend Energie erzeugen, um Strom für 138 Millionen Haushalte zu gewinnen, wie die Forscher vorrechnen. Das entspricht der Menge der Haushalte in Indonesien, Brasilien und Äthiopien zusammen.

Und das, was nach der Biogaserzeugung von unserem Kot übrig bleibt, enthält ebenfalls noch reichlich Energie: Getrocknet und verkohlt enthält der Kot rund 25 Megajoule pro Kilogramm an Energie – und damit ähnlich viel wie Holz- oder Steinkohle. Ebenso wie sie kann dieser trockene Rest als Brennstoff verfeuert werden – und damit Holz oder fossile Brennstoffe ersetzen.

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Chance für Entwicklungsländer

Nach Ansicht der Forscher könnte menschlicher Kot in vielen Entwicklungsländern dazu beitragen, die Bevölkerung mit billiger und gleichzeitig umweltschonender Energie zu versorgen – vor allem dort, wo bisher ohnehin eine Kanalisation oder andere geregelte Entsorgung der Fäkalien fehlt. Nach Schätzungen der WHO besitzen heute rund eine Milliarde Menschen keine Toiletten und vor allem in den ländlichen Gegenden Indiens ist der “Klogang” in der freien Natur die Regel.

“Wenn man allein diese Fäkalien einsammeln würde, könnte man daraus genügend Energie erzeugen, um zehn bis 18 Millionen Haushalte in diesen Regionen mit Strom zu versorgen”, heißt es im aktuellen Bericht. Aus den trockenen Überresten dieses Kots und Urins ließen sich 4,5 bis 8,5 Millionen Tonnen kohleähnlicher Brennstoffe gewinnen.

Erste Pilotprojekte laufen

Im Rahmen der Initiative “Waste to Wealth” gibt es in Kenia bereits erste Pilotprojekte, bei denen menschlicher Kot gesammelt und in feste Brennstoffe für Kochherde, aber auch für Zementfabriken und andere Industrieanlagen umgewandelt wird. Dafür werden eine Art Komposttoiletten finanziert, deren Inhalt täglich eingesammelt und verarbeitet werden. In einem anderen Projekt erhalten Schulen ein komplettes System, mit dem sie Biogas und getrockneten Kot selbst gewinnen und nutzen können.

Allerdings räumen die Forscher auch ein, dass es noch einige Herausforderungen gibt: Viele Menschen ekeln sich vor dem Gedanken, getrocknete Exkremente als Brennstoff zu nutzen. Diesen Ekelfaktor müsse man erst einmal überwinden. Zudem muss man durch Tests und entsprechende Bearbeitung sicherstellen, dass von dem Kotbrennstoff kein Gesundheitsrisiko ausgeht – und stinken sollte er möglichst auch nicht zu stark.

Quelle: United Nations University

© natur.de – Nadja Podbregar
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