Im Gehirn gespeicherte Erinnerungen verlagern sich mit den Jahren vom zentral gelegenen Hippocampus zum Parietallappen unter der Schädeldecke. Das haben US-Forscher festgestellt, als sie die Gehirnaktivität von Freiwilligen beobachteten, während diese sich an Ereignisse in der Vergangenheit erinnerten.
Menschen mit einer Verletzung am Hippocampus haben oft Probleme, sich an Ereignisse nach und kurz vor der Schädigung zu erinnern. Ältere Erinnerungen bleiben ihnen hingegen erhalten. Daher konnte schon vermutet werden, dass sich die Beteiligung des Hippocampus beim Zugriff auf Gedächtnisinhalte mit den Jahren verringert. Den Forschern gelang es nun, Klarheit zu schaffen.
Die Teilnehmer der Studie beantworteten Fragen zu populären Ereignissen der vergangenen 30 Jahre. Die Forscher maßen währenddessen die Hirnaktivität ? mit eindeutigem Ergebnis: Bei Fragen zu jungen Ereignissen arbeitete der Hippocampus heftig. Seine Aktivität wurde jedoch geringer, je weiter die Ereignisse zurücklagen. Für Ereignisse, die 13 bis 30 Jahre zurücklagen, war die Aktivität gleichbleibend sehr niedrig. Ein gegenteiliges Muster zeichnete sich hingegen im Parietallappen unter der Schädeldecke ab: Die Aktivität nahm mit dem Alter der Ereignisse von 1 bis 12 Jahren zu und blieb von 13 bis 30 Jahren hoch. Die Forscher schließen daraus, dass der Parietallappen als Langzeitspeicher für Erinnerungen dient.
Christine Smith (University of California, San Diego) et al.: Veröffentlichung in Journal of Neuroscience (28. Januar) ddp/wissenschaft.de ? Martin Rötzschke