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Die zwei Gesichter des Östrogens

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Die zwei Gesichter des Östrogens
Amerikanische Forscher haben entdeckt, warum Hormonersatztherapien bei Frauen nach den Wechseljahren das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen: Nach der Menopause ändert sich die Körperchemie, so dass der Körper auf die Östrogene nicht mehr mit der Produktion blutdrucksenkender Substanzen reagiert wie bei jüngeren Frauen. Er bildet vielmehr gefäßverengende Stoffe, die den Blutdruck erhöhen. Richard White und seine Kollegen von der medizinischen Hochschule von Georgia in Augusta stellten ihre Studie auf einer internationalen Konferenz der amerikanischen Herzgesellschaft in Orlando vor.

Die Hoffnung, mit einer Hormonersatztherapie bei Frauen nach den Wechseljahren das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle senken zu können, wurde im Jahr 2002 jäh enttäuscht: Eine langjährige internationale Studie mit mehr als 160.000 Frauen musste vorzeitig abgebrochen werden, weil die Hormone das Risiko nicht senkten, sondern deutlich erhöhten. Dieser Effekt war für die meisten Wissenschaftler überraschend, nachdem mehrere Studien bei jüngeren Frauen gezeigt hatten, dass sich Östrogene positiv auf Herz, Kreislauf und Blutgefäße auswirken.

Im Körper jüngerer Frauen wirken Östrogene tatsächlich wie eine Art natürliches Nitroglyzerin, entdeckten White und seine Kollegen nun. Sie aktivieren ein Enzym, das die stark gefäßerweiternde Substanz Stickstoffmonoxid (NO) produziert. Dieses Molekül entspannt die Muskeln um die Blutgefäße, senkt dadurch den Blutdruck und erhöht den Blutfluss. Als die Wissenschaftler jedoch die Wirkung des Stickstoffoxids blockierten, erlebten sie eine Überraschung: Unter diesen Bedingungen wirkten die Hormone nicht mehr gefäßentspannend, sondern im Gegenteil gefäßverengend.

Der Grund dafür ist das so genannte Superoxidanion, ein Nebenprodukt der NO-Produktion, ergaben weitere Untersuchungen. Solange als Reaktion auf das Östrogen beide Substanzen gebildet werden, wird die gefäßverengende Wirkung des Superoxids vom NO überdeckt. Während der Wechseljahre kann der Körper die NO-Produktion jedoch nicht aufrechterhalten, da einige notwendige Bausteine nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Werden dann Östrogene hinzugegeben, produziert das aktivierte Enzym hauptsächlich Superoxid ? mit der Konsequenz, dass sich die Blutgefäße zusammenziehen und der Blutdruck steigt.

Die Abnahme der Hormonproduktion nach der Menopause hat also eigentlich eine Schutzfunktion, kommentiert Studienleiter White. Würde der Körper weiterhin große Hormonmengen produzieren, obwohl sich die Körperchemie insgesamt verändert hat, würde er sich selbst in Gefahr bringen. Die Forscher hoffen nun, dass ihre Ergebnisse helfen können, die Hormonersatztherapie sicherer zu machen. So könnte beispielsweise dem Hormoncocktail ein Wirkstoff zugesetzt werden, der für eine Erhöhung der NO-Produktion sorgt. Bis es soweit ist, müssen die Ergebnisse jedoch erst in weiteren Studien bestätigt werden, so die Wissenschaftler.

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