Lange Beine wirken attraktiver als kurze ? allerdings nur bis zu einer bestimmten Grenze: Liegt die Beinlänge mehr als fünf Prozent über dem Durchschnitt, steigert sie die Attraktivität eines Menschen nicht mehr, sondern beeinträchtigt sie sogar leicht, haben die polnischen Forscher Piotr Sorokowski und Boguslaw Pawlowski von der Universität in Breslau nachgewiesen. Entstanden ist diese spezielle Vorliebe für nur leicht überdurchschnittlich lange Beine ihrer Ansicht nach wohl schon sehr früh in der Entwicklung der Menschheit: Eine solche Beinlänge signalisierte Gesundheit bei einem potenziellen Partner, während überlange oder sehr kurze Beine auf genetische Probleme oder eine Mangelernährung hindeuteten.
Hochgewachsene Menschen gelten im Allgemeinen als attraktiver als kleinere, haben Wissenschaftler bereits mehrfach nachgewiesen. Ein Teil dieser Wirkung könnte auf ihre langen Beine zurückgehen, legt nun die neue Studie nahe. Darin hatten Sorokowski und Pawlowski 218 Probanden je sieben Umrisse von männlichen und weiblichen Körpern gezeigt, die die gleiche Größe, aber unterschiedlich lange Beine hatten. Am attraktivsten wirkte sowohl auf Männer als auch auf Frauen eine
Beinlänge, die fünf Prozent über dem Durchschnitt lag, zeigte die Auswertung. Zehn Prozent längere Beine wurden hingegen als etwa so attraktiv bewertet wie die Durchschnittslänge, und um fünfzehn Prozent verlängerte Beine lagen in der Einstufung sogar deutlich unter dem Durchschnitt.
Die Beinlänge spiegelt die biologische Qualität eines Menschen wider, schreiben die Forscher. Zu kurze oder zu lange Beine könnten daher unbewusst als Anzeichen etwa für genetische Krankheiten oder ein schlechtes Immunsystem interpretiert werden. Kurze Beine seien beispielsweise bereits mit einem höheren Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten oder Diabetes
in Verbindung gebracht worden, erklärt Pawlowski gegenüber dem “New Scientist”. Zwar sei die Studie auf polnische Probanden begrenzt gewesen, er vermute jedoch, dass jede Kultur eine leicht überdurchschnittliche Beinlänge bevorzugt.
Piotr Sorokowski und Boguslaw Pawlowski (Universität Breslau): New Scientist, 19. Januar, S. 16 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel