Der Mensch nutzt etwa ein Viertel des Potenzials, das die Erde an Biomasse hervorbringen kann. Das haben Forscher aus Österreich und Deutschland ausgerechnet. Nicht nur die globale Land- und Forstwirtschaft schlägt dabei zu Buche, sondern auch der Flächenverbrauch durch Siedlungen und Straßen. Diese Zahlen sollten im Auge behalten werden, wenn von der Nutzung von Biomasse als eine der Energiequellen der Zukunft gesprochen wird, schreiben die Forscher um Helmut Haberl.
Nach den Zahlen der Wissenschaftler könnten die Pflanzen auf der Erde jedes Jahr rein rechnerisch 15,6 Billionen Kilogramm Kohlenstoff erzeugen. Von diesem auch
Nettoprimärproduktion genannten Potenzial beansprucht der Mensch bereits etwa 23,8 Prozent für sich: Etwa 53 Prozent davon werden in der Landwirtschaft direkt geerntet. Rund 40 Prozent entfallen auf Weideland, Forstwirtschaft sowie Siedlungen, Straßen und Veränderungen der Vegetation, die die Produktion von Biomasse mindern. Schließlich verbrennen etwa 7 Prozent dieses vom Menschen beanspruchten Viertels in Feuern.
Der Mensch greift damit mehr als alle anderen Spezies auf der Erde in das Ökosystem Erde ein, erklären die Forscher. Mit seinem Einfluss schränke er die für alle anderen Arten verfügbare Nahrungsenergie immer stärker ein ? “mit unübersehbaren Folgen für die Biodiversität”, warnt Haberl. Dies müsse bei Berechnungen, wie viel fossile Energie künftig durch Biomasse ersetzt werden könnte, berücksichtigt werden. Für ihre Auswertung hatten die Forscher Daten zu Landnutzung und Ernte von Biomasse aus 161 Ländern und damit 97 Prozent der Erdoberfläche analysiert.
Helmut Haberl (Universität Klagenfurt) et al.: PNAS (Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1073/pnas.0704243104). ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald