Die Fibrinfasern, aus denen Blutgerinnsel bestehen, sind extrem elastisch und sogar dehnbarer als Spinnenfäden: Sie lassen sich auf das Dreifache ihrer Länge dehnen, ohne dabei ihre Elastizität zu verlieren und reißen erst bei einer Streckung um mehr als das Vierfache, haben amerikanische Forscher herausgefunden. Die Erkenntnisse können beim Verständnis von Heilungsprozessen helfen, aber auch Informationen liefern über die Rolle von Blutgerinnseln als Ursache von Herzinfarkten und Schlaganfällen.
Ein
Fibrinfaden hat einen Durchmesser von nur etwa 100 Millionstel Millimetern und ist damit 1.000-mal dünner als ein menschliches Haar. Wegen dieser geringen Größe galt ihre genauere Erforschung bislang als unmöglich. Für ihre aktuelle Untersuchung entwickelten die Forscher nun jedoch ein Verfahren, das es ermöglicht, einzelne Fibrinfäden unter dem Mikroskop zu dehnen, um dabei ihre Eigenschaften zu untersuchen. Dabei entdeckten die Wissenschaftler die außergewöhnliche Elastizität der Fasern, die alle bisher bekannten Proteinfäden übertrifft.
Diese Dehnbarkeit kann bei Verletzungen lebenswichtig sein: Die Fasernetze, die sich bei der Wundheilung bilden, bestehen ebenfalls aus Knäueln von Fibrinfäden und weisen die gleiche Elastizität auf. Das verleiht ihnen eine hohe Widerstandsfähigkeit und Flexibilität, die es ihnen ermöglicht, Verletzungen effektiv abzudichten und dabei dem Blutdruck standzuhalten.
Fibrinfäden bilden sich, wenn eine flüssige Komponente des Blutplasmas, Fibrinogen genannt, zur Vernetzung angeregt wird. Zur Blutgerinnung führt dabei eine Abfolge von Reaktionen, an der insgesamt etwa dreißig Faktoren beteiligt sind. Bei Überreaktionen der Blutgerinnung können sich Blutpfropfen bilden, die Blutgefäße verschließen können und damit zum Herzinfarkt oder Schlaganfall führen.
Wenhua Liu (Wake Forrest University, Winston-Salem) et al.: Science, Bd. 313, S. 634 ddp/wissenschaft.de ?
Martin Vieweg