Die Meisen reagierten auf jeden Räuber mit unterschiedlich vielen Alarmrufen, stellten die Forscher fest: Entdeckten die Schwarzkopfmeisen kleine Raubtiere, so gaben sie deutlich mehr Warnrufe von sich, als wenn sie durch große Räuber bedroht wurden. Doch nicht nur die Anzahl Rufe, sondern auch die Anzahl Silben pro Ruf hingen von der Art des Raubtiers ab. So benutzten die Meisen je nach Flügelspannweite der Raubvögel unterschiedlich viele D-Silben, stellten Templeton und seine Kollegen fest: Je kleiner die Flügelspannweite ? und damit auch der Raubvogel und die Gefahr ? desto öfter riefen die Schwarzkopfmeisen “dee”. Bis zu 23 “dees” hängten die Vögel am Schluss des Rufs an. Dasselbe Muster konnten die Wissenschaftler auch bezüglich der Körperlänge der Räuber beobachten.
Einen Einfluss auf das Warnsignal der Meisen hatte auch, ob sich der Räuber bewegte oder ruhig am Boden beziehungsweise auf einem Ast saß, stellten die Forscher fest. So warnten die Meisen ihre Artgenossen vor fliegenden und sich schnell bewegenden Raubvögeln wie Eulen oder Falken mit einem weichen, hohen “seet”. Entdeckten die Singvögel jedoch einen Feind, der sich nicht bewegt, riefen sie ein lautes “Chick-a-dee”.
Auch die Reaktionen auf die verschiedenen Warnrufe waren unterschiedlich. Wurden die Meisen zum Beispiel vor einem kleinen und damit gefährlichen Raubtier gewarnt, versuchten sie gemeinsam, dieses zu vertreiben. Eine weitere Studie soll Aufschluss darüber geben, ob die Schwarzkopfmeisen zur Warnung vor verschiedenen fliegenden Raubvögeln unterschiedliche “seet”-Rufe abgeben.
Christopher Templeton ( Universität von Montana, Missoula) et al.: Science, Bd. 308, S. 1934