Der Wandel hat längst begonnen: In der Antarktis schmelzen Gletscher und Meereis und die Temperaturen steigen. Welche Tiere des Südpolarmeers von diesen Folgen des Klimawandels profitieren und welche zu den Verlierern gehören, haben nun Forscher ermittelt. Die Hauptleidtragenden sind demnach Pinguine, Buckelwale und andere Krillfresser. Zu den Gewinnern gehören dagegen Seesterne, Quallen und Glattwale.
“Zu den stärksten Signalen des Klimawandels in der Westantarktis gehören der Verlust des Meereises, das Aufbrechen der Schelfeise und der Rückgang der Gletscher”, erklärt Simon Morley vom British Antarctic Survey (BAS). Das bedeutet, dass sich immer mehr zuvor vereiste Meeresgebiete entlang der Küsten der Antarktis in offene Wasserflächen verwandeln. “Weil der Klimawandel die flachen Küstengewässer zuerst verändert, betrifft dies vor allem die Tiere, die in diesem Lebensraum leben.”
Auf welche Weise die Bewohner des Südpolarmeeres und der antarktischen Küsten künftig betroffen sein werden, haben Morley und sein Team nun untersucht. Für ihre Studie erfassten sie zunächst die Anforderungen und die Lebensweise der antarktischen Meeresbewohner und setzen die Ergebnisse dann in Beziehung zu den Veränderungen, die der Klimawandel den Prognosen nach in diesen Habitaten verursachen wird. “Wir haben dabei viele verschiedenen Tierformen berücksichtig, um ein objektives Bild davon zu bekommen, wie die Artenvielfalt mit diesem beispiellosen Wandel klarkommen wird”, erklärt Morleys Kollege Michael Dunn.
Buckelwale und Kaiserpinguine sind die großen Verlierer
Das Ergebnis: Vor allem der Krill und alle Tiere, die sich von diesen Krebschen ernähren, werden zu den Verlierern des Klimawandels in der Antarktis gehören. “Das Meereis ist ein wichtiger Lebensraum für den antarktischen Krill, denn die Jungtiere ernähren sich von den Algen, die auf der Unterseite des Meereises wachsen”, erklären die Forscher. Schwindet das Meereis, fehlt den Krebschen diese wichtige Nahrungsgrundlage. Die Folgen dieses Krillschwunds setzen sich dann durch die Nahrungskette weiter fort.
Besonders schwer betroffen ist nach Einschätzung der Wissenschaftler der Buckelwal, denn für ihn ist der Krill die Hauptnahrungsquelle. Auch einige Pinguinarten wie die Adelie- und Zügelpinguine, die sowohl Krill fressen als auch kleine, krillfressende Fische, werden zu den Verlierern gehören. Der größte Verlierer unter den Pinguinen könnte aber der Kaiserpinguin sein. “Er ist besonders anfällig, weil er seine Brutkolonien auf Meereis und Schelfeis liegen”, so die Forscher. Schwindet das Eis, verringert sich damit auch der Raum, der den Pinguinen für ihre Jungenaufzucht zur Verfügung steht.
Die Gewinner: Quallen, Bodenbewohner und einige Fischfresser
Mehr Tierarten als bisher gedacht könnten aber auch vom Klimawandel profitieren. Denn wenn das Meereis verschwindet, wächst die Algenproduktivität in den nun offenen Meeresbereichen. Dies wiederum begünstigt Planktonfresser wie Quallen, Fische oder Salpen. “Auch der Südkaper, der vornehmlich Ruderfußkrebse frisst, die in offenem Wasser vorkommen, wird daher vermutlich profitieren”, sagt Dunn. Ein Gewinner ist auch der Königspinguin, der von reichlicherer Fischbeute zehren kann. Zudem brüten diese Pinguine auf eisfreien Bodenbereichen, so dass sich der verfügbare Raum für ihre Brutkolonien sogar noch vergrößern wird.
Ebenfalls zu den Gewinnern zählen Tiere, die am Meeresgrund Plankton oder organisches Material fressen, darunter Seesterne, Würmer und Seeigel. “Viele dieser Arten sind robuste Pioniere, die nach dem Ende der letzten Eiszeit in die flachen Meeresgebiete zurückgekehrt sind. Auch damals zog sich das Eis vom Meer zurück”, erklärt Co-Autor David Barnes. “Diese Pionierarten werden auch jetzt davon profitieren, dass sich ihnen durch den Schwund des Meereises neue Habitate auftun.”
Quelle: Frontiers, Fachartikel: Frontiers in Marine Science, doi: 10.3389/fmars.2018.00507