Fahnder können künftig aus dem Schmutz in der Kleidung oder an den Schuhen mutmaßlicher Verbrecher mit hoher Sicherheit ablesen, ob diese sich an einem bestimmten Tatort aufgehalten haben: Britische Forscher haben neue Analysemethoden vorgestellt, anhand derer ermittelt werden kann, ob die Schmutzspur in der Kleidung mit Erdproben am Tatort übereinstimmt. Auf die Spur führen dabei bestimmte Zersetzungsprodukte von Pflanzen, die für den Tatort charakteristisch sind. Bislang wertet die Kripo überwiegend Mineralien, Färbung, Korngröße und -form solcher Proben aus.
Die Forscher untersuchten Bodenproben aus sieben Pflanzenbeeten in vier verschiedenen Gartenanlagen im schottischen Aberdeen. Sie hatten es speziell auf organische Moleküle abgesehen: lange Kohlenwasserstoffketten, Alkohole und Fettsäuren, die in der Wachsoberfläche von Pflanzen vorkommen. Mit der Methode der
Gaschromatographie konnten sie das Vorkommen und die Häufigkeit dieser Substanzen in den Bodenproben messen. Die Forscher fanden dabei deutliche Unterschiede zwischen den Proben der verschiedenen Gärten und sogar zwischen verschiedenen Beeten des gleichen Gartens.
Erdspuren an Kleidung und Schuhen von Verdächtigten könnten daher Hinweise liefern, ob diese sich an einem bekannten Ort aufgehalten haben. Die Forscher schränken allerdings ein, dass diese Methode nur ein zusätzliches Indiz liefern und für sich genommen keinen Täter überführen könne. “Man kann nie mit absoluter Sicherheit sagen, dass zwei Proben vom selben Ort kommen”, sagte Studienleiterin Lorna Dawson vom Macaulay-Institut in Aberdeen auf einer internationalen Konferenz von Kriminalwissenschaftlern in London. In weiteren Studien wollen sie untersuchen, ob sich Bodenproben auch im Erbgutprofil der enthaltenen Organismen charakteristisch unterscheiden. Ein Täter könnte dann nicht nur anhand seiner DNA überführt werden, die er am Tatort zurücklässt, sondern auch mit DNA-Spuren, die er vom Tatort unwissentlich mitnimmt.
New Scientist, 26. Juli, S. 11 ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer