Den Grund kennt Jan Meppelink, der sich im Hochspannungslabor der Fachhochschule Südwestfalen viele Jahre mit Blitzen beschäftigt hat: “In einem Blitz steckt weit weniger Energie, als viele Menschen annehmen. Die enorme Zerstörungskraft eines Blitzes liegt nur daran, dass beim Einschlag die Energie in extrem kurzer Zeit frei wird”, erklärt Meppelink. “Würde man die elektrische Energie eines Blitzes dagegen über einen langen Zeitraum gleichmäßig verbrauchen, wäre die Leistung sehr schwach”, sagt der Blitz-Experte.
Keine himmlische Energieuelle
Ihm zufolge geht ein Großteil der Energie auch schon beim Blitzschlag selbst verloren: Im Blitzkanal wird die elektrische Energie in Wärme, Licht und Druckwellen umgewandelt. Das macht dieses Himmelsspektakel für uns so eindrucksvoll. Doch am Einschlagsort bleibt dadurch nur noch ein Bruchteil der ursprünglichen Energie übrig.
Abgesehen von der schwachen Leistung wären Blitze auch eine sehr unzuverlässige Energiequelle: Weltweit gibt es zwar ständig irgendwo Gewitter und es zucken täglich Millionen Blitze über den Himmel unserem Planeten, aber wo und wann sie auftreten, ist eben nicht vorhersagbar. Das gilt auch für die Regionen, wo es am häufigsten auf der Erde blizt. Den absoluten Blitz-Hotspot hat ein Forscherteam von der Universität von Sao Paulo mit Hilfe von Satellitendaten ermittelt. Den weltweiten Rekord hält demnach der Lake Maracaibo in Venezuela. Dort blitzt es auf einem Quadratkilometer im Mittel an 297 Tagen im Jahr.
Aber auch diese Rekord-Blitzerei würde sich nicht zur Ausbeutung eignen und die Blitzhäufigkeit in Deutschland sowieso nicht: “Pro Quadratkilometer schlagen in Deutschland im Durchschnitt nur etwa drei bis vier Blitze im Jahr ein”, sagt Meppelink. Ein Blitzkraftwerk wäre somit die meiste Zeit über arbeitslos und wenn tatsächlich mal ein Blitz einschlagen würde, könnte es sich mit der erhaltenen Energiemenge nicht einmal selbst ausreichend versorgen, so das Fazit des Experten.
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