Holländische Forscher haben jetzt wissenschaftlich nachgewiesen, was die so genannten Klappschlittschuhe, die vor rund fünf Jahren den Eisschnellauf revolutionierten, so erfolgreich macht. Bei den neuartigen Schlittschuhen ist die lange Kufe nur vorne am Ballen per Gelenk mit dem Schuh verbunden. An der Ferse kann sie sich lösen und klappt sie mit Hilfe einer Feder immer wieder an den Schuh heran. Dadurch bleibt die Kufe länger auf dem Eis, während der Fuß nach vorne kippt, und die Läufer erreichen bis zu fünf Prozent schnellere Zeiten.
Doch es ist weder weniger Reibung auf dem Eis, noch das bessere Strecken des Knöchelgelenks, das die Sportler schneller macht, sagt Han Houdijk vom Institut für Bewegungswissenschaften der
Freien Universität Amsterdam. Es ist die Bewegungsphysik, die Hebelwirkung: Bei den sehr langen Kufen von Schnellaufschlittschuhen sitzt der Angelpunkt an der Spitze der Kufe. Sie formt einen langen Hebel, den der Läufer in Bewegung setzen muss ? eine anstrengende Aufgabe für die Wadenmuskeln. Der Angelpunkt bei den Klappschlittschuhen sitzt im Klappgelenk direkt unter dem Fußballen, was den Hebel erheblich kürzer macht. Seine Wadenmuskeln sind entlastet, seine Bewegungen werden effektiver, so dass er in der Abstoßphase vom Eis mehr Energie erzeugt.
Houdijks Team hatte die Bewegungsphysik von zehn Spitzensportlern getestet. Mit Klappschlittschuhen erreichten sie fünf Prozent mehr Geschwindigkeit. Die Reibung ? das Kratzen der Kufenspitze auf dem Eis bei herkömmlichen Schlittschuhen ? machte überraschenderweise kaum einen Unterschied für das Ergebnis. Die optimale Position des Klappgelenks, innerhalb eines kleinen Bereichs unter dem Ballen, ist allerdings für jeden Läufer verschieden. Offenbar hängt sie von vielen Faktoren ab ? von Größe und Körperbau der Sportler bis hin zur Lauftechnik. So braucht es immer noch das “Gefühl” der Sportler, die optimalen Schuhe zu finden.
Dörte Saße