Verpackungen werden seit einigen Jahren sehr kritisch gesehen. Zu viel Plastikmüll, ein immer größer werdender Müllberg und Containerladungen, die das ganze Problem nach Asien verschieben. Zunehmend mehr Verbraucher versuchen sich darin, auf Lebensmittel zu verzichten, die doppelt und dreifach verpackt sind.
Verpackungsmüll aus Haushalten ist nicht das einzige Problem. Auch im B2B Segment fallen heute Tonnen an Verpackungen an. Warum also nicht einfach weglassen? Verpackungen haben bestimmte Funktionen. Einerseits stellen sie eine plakative Fläche dar, um Marken und Produkte vorzustellen bzw. Botschaften zu transportieren. Auf der anderen Seite haben sie eine Schutzfunktion. Waren werden durch die Verpackung vor der Witterung oder starken Temperaturschwankungen geschützt. Auf diese Weise bleiben Funktionalität und Qualität erhalten. Da Verzicht also nicht in jedem Bereich funktioniert, arbeiten mehr und mehr Unternehmen daran, Innovationen im Verpackungsbereich zu schaffen. Doch wie sehen diese im Detail aus?
Weniger Verpackung = weniger Müll?
Das Thema Verpackung ist letztlich eine Medaille mit zwei Seiten. Auf der einen Seite geht es darum, Waren zu schützen. Andererseits steht die Umweltproblematik im Fokus. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Klimaschutz-Debatte und Diskussionen rund um Plastikmüll wird die Flut an Verpackungen kritisch betrachtet.
Lässt sich das Thema mit weniger Verpackungsmaterial automatisch in den Griff kriegen? Prinzipiell sind verschiedene Lösungsansätze denkbar.
- Verwendet werden herkömmliche Verpackungsmaterialien wie Kunststoffe oder Pappe. Diese lassen sich mit modernen Fertigungsmethoden mit weniger Materialaufwand zu Verpackungen verarbeiten.
- Neue Verpackungsmaterialien sorgen dafür, dass beispielsweise Kunststoffe deutlich seltener zum Einsatz kommen. Ist hier der Recycling-Anteil höher, ergeben sich deutliche Vorteile hinsichtlich der Umweltverträglichkeit solcher Verpackungen.
Welcher Weg wird sich auf lange Sicht durchsetzen? Mit hoher Wahrscheinlichkeit läuft es auf eine Kombination aus beiden heraus. Was sich in den letzten Jahren allerdings deutlich herauskristallisiert: Die Industrie setzt auf innovative Materialien, die deutlich leichter abbaubar und damit umweltfreundlicher sind.
Faserbasierte Verpackungen rücken in den Fokus
Hinsichtlich der Verwendung von Kunststoffen in der Verpackungsindustrie findet nicht nur ein Umdenken in der Bevölkerung statt. In den letzten Jahren haben sich Unternehmen der Entwicklung neuer Lösungsansätze verschrieben – unter anderem auf Basis faserbasierter Materialien. Hierzu gehören Holz und Papier.
Mittlerweile sind dazu auch branchenweite Initiativen entstanden, bei denen auch Unternehmen mitwirken, welche die faserbasierten Verpackungen nutzen. Diese Initiativen wollen unter anderem:
- Innovationen bei faserbasierten Verpackungen
- Richtlinien für Produktdesign
- Die Erhöhung der Recycling-Quote
fördern. Letzteres soll unter anderem dadurch erreicht werden, dass für die Herstellung der Verpackungsmaterialien einheitliche Standards eingeführt werden. Auf diese Weise lässt sich die Recyclingfähigkeit verbessern. Mit Initiativen wie 4evergreen will die Verpackungswirtschaft mehr Klimafreundlichkeit und ressourcenschonendes Arbeiten erreichen.
Dabei geht es aber nicht ausschließlich um Klima- und Umweltschutzfragen. Innovative Verpackungsideen müssen mitunter sehr spezielle Probleme lösen. Ein Teil der faserbasierten Verpackungen kommt im Lebensmittelsektor zum Einsatz. Hier geht es um:
- Frische
- Haltbarkeit
- Qualität
- Lebensmittelsicherheit
Besonders Beschichtungen sind ein großes Problem. Aus den verwendeten Materialien können Verbindungen in Lebensmittel migrieren – was Relevanz für die Gesundheit der Verbraucher hat. Auf der anderen Seite sind Verbundmaterialien aus Sicht des Recyclingkreislaufs kritisch zu sehen. Gerade dieser Punkt ist eine der großen Herausforderungen, welche durch die Industrie bewältigt werden muss.
Intelligente Verpackungen sollen Lebensmittel checken
Die Stärkung nachhaltiger Verpackungsmaterialien ist ein wichtiger Ansatz, den die Industrie verfolgt. Innovative Idee gehen deutlich weiter. Und setzen darauf, Verpackungen mit komplett neuen Funktionen zu entwickeln.
Dabei geht es weniger um Aspekte wie die Haptik oder ein schickes Design. Forscher und Entwickler suchen nach Lösungen für alltägliche Probleme. Eine große gesellschaftliche Herausforderung ist die Lebensmittelverschwendung.
Obwohl inzwischen vielen Haushalte bekannt sein muss, dass das MHD kein striktes Haltbarkeitsdatum darstellt, werden in Deutschland Millionen Tonnen Lebensmittel einfach entsorgt. Das Umweltbundesamt beziffert den Anteil auf etwa ein Drittel.
Dabei ist ein erheblicher Anteil der entsorgten Lebensmittel noch für den Verzehr geeignet. Würde dieser Teil nicht auf dem Müll landen, wäre eine deutlich umweltschonendere Produktion von Lebensmitteln möglich. Und eine Lösung könnte der Einsatz intelligenter Verpackungen sein. Forscher in Baden-Württemberg arbeiten zum Beispiel an solchen Lösungen. Ein mögliches Konzept: Verpackungsfolien, welche die Veränderung von Lebensmitteln durch die Farbe anzeigen. Solche Frischeindikatoren können helfen, den Zustand von Lebensmitteln sicher zu beurteilen.
Dabei sind verschiedene Ansätze denkbar. Auf der einen Seite können die Verpackungen messen, ob Stoffwechselprodukte innerhalb der Verpackungen nachzuweisen sind, welche auf Verderb hinweisen. Andererseits kann auch die bereits erhaltene Wärmedosis auf einen Verderb hinweisen – und entsprechend mit sensitiven Etiketten deutlich gemacht werden.
Dieser Ansatz kann noch weiter gedacht werden – um von Folien wegzukommen. Hintergrund: Aktuell laufen auch Forschungsarbeiten zu intelligenten Fasern an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen. Diese können eine ähnliche Aufgabe übernehmen – und sich unter Umständen sogar in faserbasierte Verpackungen einarbeiten.
Spezialverpackungen, die auch heute unverzichtbar sind
Verpackungen haben heute ganz unterschiedliche Formen. Alltäglich im Einsatz sind Kunststofftüten – etwa im Bereich des Lebensmittelhandels für Endkunden. Aber auch die Verpackung im Elektronikhandel ist für Hersteller ein Standard-Produkt – genauso wie die Getränkeverpackung (der klassische Tetra Pak). Aber: Die Industrie braucht regelmäßig Spezialverpackungen.
- Präsentationsverpackungen für Messen
Mit diesen Verpackungen kommen Endverbraucher nicht in Berührung, es handelt sich um eine Verpackung für das B2B-Segment. Neben dem reinen Transport- und Schutzzweck müssen solche Verpackungen eine weitere Funktion erfüllen. Es geht hier darum, das Produkt in Szene zu setzen und potenziellen Geschäftspartnern zusätzliche Informationen zu liefern. Aus diesem Grund werden solche Spezialverpackungen im Regelfall direkt auf Kundenanforderung – meist in nur kleiner Stückzahl – gefertigt. Nicht selten erhalten Kunden dazu individuelle Accessoires, um die Präsentation neuer Produkte zu unterstützen. Damit schließt sich der Kreis zwischen innovativem Produkt und individueller Verpackung. - Stülpboxen
Sogenannte Stülpdeckelboxen werden heute gern dort eingesetzt, wo Produkte besonders sicher untergebracht werden sollen. Hintergrund: Für die Fertigung der Boxen setzen die Hersteller auf besonders stabilen Vollkarton. Dieser lässt sich individuell bedrucken. Für eine besonders wertige Präsentation kommen Inlays aus festem Schaumstoff zum Einsatz. Um Originalität zu belegen, lassen sich Stülpdeckelboxen siegeln. - Thermosensible Verpackungen
In der Logistikbranche muss inzwischen sehr vielen Ansprüchen genüge getan werden. Gerade beim Versand von Medizinprodukten oder Lebensmitteln wird nur ein bestimmter Temperaturbereich toleriert. Hier kommt es darauf an, mit der Verpackung die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen – etwa, um im Transport nur eine geringstmögliche Temperaturschwankung zu erreichen. Ähnliche Anforderungen gibt es heute auch im Zoo-Fachhandel. Der Versand von Tieren in der Aquaristik ist ein solches Beispiel. Empfindliche Spezies tolerieren Schwankungen in der Temperatur eingeschränkt – weshalb hier oft zu Spezialverpackungen mit integriertem Heat Pack gesetzt wird. - Barriereverpackungen
In der Verpackungsindustrie sind die Hersteller mit ganz unterschiedlichen Anforderungen konfrontiert. Überall dort, wo es auf einen sehr hohen Reinheitsgrad ankommt, sind sogenannte Barriereverpackungen gefragt. Dahinter verbergen sich Spezialverpackungen mit geringstmöglicher Permeabilität.
Fazit: Weniger Müll, mehr Umweltschutz und Funktionen
Moderne Industriegesellschaften kommen nicht ohne Verpackungen aus und schaffen damit Probleme. Einerseits werden Verpackungen zu einem Müllproblem. Auf der anderen Seite muss jede Verpackung hergestellt werden, was Ressourcen verbraucht. In der Vergangenheit haben sich daher Initiativen in der Branche entwickelt, welche genau diese Probleme aufgreifen. Lösungen sind unter anderem eine Stärkung recycelbarer Materialien. Parallel steht sich die Verpackungsindustrie immer wieder neuen Herausforderungen gegenüber, was die Funktionalität betrifft. So müssen im Bereich der Medizin und Lebensmittelindustrie besonders hohe Standards in der Reinheit beachtet werden. Außerdem gehen Entwicklungen heute zunehmend dahin, intelligente Verpackungen zu entwickeln.
11.12.2019