Mit einer weiter entwickelten Hörprothese können gehörlose Menschen neben der gesprochenen Sprache bald auch Musik hören. Bislang sind so genannte Cochleaimplantate, die ein zerstörtes Innenohr ersetzen, auf das Verstehen von Sprache optimiert. Der Geräteprototyp des Forschers Markys Cain vom britischen physikalischen Nationallabor NPL in Teddington ermöglicht es nun, den Frequenzbereich für das Hören zu erweitern und auf Gesprächssituationen sowie Musikhören variabel einzustellen.
Ein Cochleaimplantat besteht im Wesentlichen aus einem miniaturisierten Mikrofon, das akustische Schwingungen in elektrische Impulse umwandelt. Diese Impulse werden an den Hörnerv weitergeleitet. Der Physiker Cain setzt als akustischen Sensor vier schwingfähige Balken ein, die durch Töne und Geräusche angeregt werden. Die Balken bestehen aus so genannten piezoelektrischen Materialien, die sich durch eine angelegte elektrische Spannung verlängern oder verkürzen lassen. Abhängig von der Balkenlänge können die Forscher das Gerät auf bestimmte Frequenzen gezielt abstimmen. Auch lassen sich aus dem Gesprächswirrwarr einer Menschengruppe gezielt einzelne Tonlagen herausfiltern.
Bislang ist der Prototyp mit zwei Quadratzentimetern Querschnitt noch zu groß. Die Forscher rechnen aber damit, die Größe mit nanotechnologischen Verfahren weiter reduzieren zu können. Das Endgerät müsste über zehn Vibrationselemente für das Sprachverstehen und zwanzig Elemente für Musik verfügen, schätzt Cain. Von der Marktreife sind die Forscher aber noch mindestens zehn Jahre entfernt.
New Scientist (22. Oktober, S. 32) ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer
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