Der Begriff KI wandert seit wenigen Jahren stetig durch die internationale Medienlandschaft und wird von vielen als Allroundlösung für den Arbeitskräftemangel des 21. Jahrhunderts gesehen. Doch was ist künstliche Intelligenz und welche konkreten Arbeitsschritte kann sie zukünftig wirklich autonom übernehmen?
Künstliche Intelligenz (kurz KI) zählt zu den bedeutendsten Entwicklungen der Informatik und ist eigentlich ein Sammelbegriff für unterschiedlichste intelligente Anwendungen, konzipiert für eine ganz bestimmte Problemstellung. Betrachtet man die Entwicklung für Patentanmeldungen intelligenter Systeme weltweit, wird schnell deutlich, in welcher Geschwindigkeit wir einer Industrie 4.0 entgegenrasen.
Aber KI ist auch mit einer Menge diffuser Ängste verbunden. Und das nicht gänzlich unbegründet, denn laut Experten wird jeder vierte Deutsche seinen Job in nicht ganz so ferner Zukunft an KI abtreten müssen. Wie wirkt sich diese Entwicklung beispielsweise auf technische Übersetzungen, das Schreiben von Artikeln oder andere Bereiche aus? Am größten ist das drohende Umbruchpotenzial in der Verkehrs- und Logistikbranche. Autonome Fahrzeuge und vollautomatisierte Lagerungssysteme werden etliche Berufsstände komplett verschwinden lassen.
Was sind die Vorteile künstlicher Intelligenz?
Immer komplexer werdende Algorithmen beeinflussen unser Leben immer mehr. Der Anwendungsbereich unterschiedlichster KI-Anwendungen wird sich in den kommenden Jahren noch stärker ausweiten und das Leistungsspektrum künstlicher Intelligenz wird immer ausgefeilter.
Kein Mensch kann so effizient arbeiten wie eine Maschine. Krankheitsstände, Urlaub oder aber persönliche Befindlichkeiten gibt es bei einem Roboter nicht. Daher ist es auch durchaus nachvollziehbar, dass immer mehr Aufgabenbereiche nicht mehr in Menschenhand liegen, sondern kostengünstig von Maschinen übernommen werden.
Welche Risiken drohen mit dem Einsatz von KI?
Doch selbst Ökonomen sind der Meinung, dass künstliche Intelligenz nicht nur Chancen, sondern auch Risiken mit sich bringt. Die zunehmende Automatisierung könnte in den kommenden 10 – 20 Jahren zu einer massiven Erhöhung der Arbeitslosenquote führen. Doch auch subtilere Ängste werden mit dem Begriff „künstliche Intelligenz“ in Verbindung gebracht. Blickt man nach China, scheinen besagte Ängste gar nicht mehr so irrelevant. Im Jahr 2020 soll dort nämlich ein „Social Credit System“ eingeführt werden, das auf intelligente Überwachungstechnik setzt. Wer beispielsweise seine Steuerschulden verspätet begleicht, einer kritisch gesehen politischen Strömung angehört oder sich in letzter Zeit einfach schlecht benommen hat, dem droht ein Punkteabzug. Die Höhe des Punktestands kann dabei über den weiteren Lebensweg des einzelnen Bürgers entscheiden. So könnte dieser beispielsweise als Bewerber auf eine zukünftige Arbeitsstelle wegen eines zu geringen Punktestands abgelehnt werden. Zugegeben, ein für Europa kaum vorstellbares Horrorszenario, das aber zeigt, inwieweit künstliche Intelligenz das Leben der Menschen in Zukunft beeinflussen könnte.
Bringt KI die Übersetzungsbranche in Gefahr?
In Deutschland gibt es rund 80.000 Dolmetscher und Übersetzer, die mit Übersetzungsdienstleistungen unterschiedlichster Sprachen Ihren Lebensunterhalt verdienen. Doch unter Dolmetschern ist eine stetig wachsende Verunsicherung zu spüren, denn die Konkurrenz in Form virtueller Übersetzungsmaschinen wie beispielsweise Google Translate hat in den letzten Jahren deutlich zugelegt und besagte Tools werden immer ausgefeilter. So können beispielsweise nicht nur Texte aller Art in die unterschiedlichsten Sprachen übersetzt werden, sondern die Übersetzung geht über einzelne Wörter und Sätze hinaus. Inzwischen können beispielsweise auch ganze Dokumente und Webseiten mit dem Tool übersetzt werden. Auch als App gibt es den Google Übersetzer, der es nicht nur ermöglich, Schrift in mehr als 100 Sprachen zu übersetzen, sondern auch Sprache und Fotos. Über das Mikrofon kann durch die automatische Spracherkennung eine in einer fremden Sprache geführte Unterhaltung aufgenommen und dann in eine gewünschte Sprache übersetzt und vorgelesen werden. Auch die Kamera-Übersetzung wurde optimiert. Mit dem Kamera-Symbol kann darüber hinaus in Echtzeit Geschriebenes übersetzt werden, aber auch Schilder, Speisekarten und andere Schriften können einfach übersetzt werden, indem man die Smartphone-Kamera davorhält. Dabei wird die Sprache aus automatisch von der App ausgewählt und es werden seit kurzem 60 zusätzliche Sprachen unterstützt, darunter Arabisch und Thailändisch. Eine Übersetzung in insgesamt 88 Sprachen sind somit bereits bei der Kamera-Übersetzungsfunktion möglich.
Die KI hinter dieser Übersetzungsfunktion ist somit sehr leistungsstark. Hier wird die Übersetzungsmethode Neural Machine Translation verwendet, die zu sehr genauen Ergebnissen führt. Doch wie sieht das Ganze bei anspruchsvolleren Übersetzungen wie technischen Übersetzungen aus?
Künstliche Intelligenz holt gerade in der Übersetzerbranche rasant auf und es ist nicht unwahrscheinlich, dass gewisse Übersetzungstätigkeiten in Zukunft tatsächlich von Maschinen übernommen werden. Doch es gibt Bereiche, in denen auch in Zukunft der Mensch als Dolmetscher unersetzbar bleiben wird. Dazu zählen anspruchsvolle technische Übersetzungen oder medizinische und rechtliche Dolmetschertätigkeiten. Auch die Beherrschung ungewöhnlicher Sprachen gilt in der Branche als Alleinstellungsmerkmal, das den eigenen Job auch in weiter Zukunft sichern kann.
Roboter als Texter und Übersetzer?
Intelligente Computersysteme sind also bereits 2019 in der Lage, Bevölkerungsgruppen zu überwachen, Fahrzeuge oder ganze Fabrikationsanlagen zu steuern. Aber wie sieht es mit Emotionen aus, kann eine Maschine Emotionen erfassen bzw. Gefühle vermitteln?
Diese spannende Frage lässt sich anhand eines ganz spezifischen Berufsfeldes erforschen. Texter und Autoren leben von ihrem enormen Wortschatz, der gepaart mit Kreativität und einem hohen Maß an Empathie zu Papier gebracht wird. Ein Text – egal aus welchem Genre – wird nur dann gerne gelesen, wenn er dem Leser einen ganz bestimmten Nutzen bringt und/oder Emotionen erzeugt.
Textroboter sind bereits heute in der Lage, innerhalb kürzester Zeit hunderte gut lesbarer Texte zu verfassen. Vor allem Online-Shops benötigen eine enorme Anzahl an Produktbeschreibungen. Zudem sind bei einem ständig wechselnden Sortiment stets Änderungen in der Erstellung von Content vonnöten. Würde jede einzelne Produktbeschreibung von einem Texter übernommen werden, würde das einen enormen Personalbedarf bedeuten. Auch hier muss jedoch wieder berücksichtigt werden, dass komplexere Dinge wie technische Übersetzungen nicht von Robotern übernommen werden können.
Wo kann künstliche Intelligenz einen Texter ersetzen?
Künstliche Intelligenz in Form von Textrobotern kann gerade für den E-Commerce zur willkommenen Allzweckwaffe werden. Spezielle Tools erzeugen Produktbeschreibungen unterschiedlichen Schwierigkeitsgrads in rasanter Geschwindigkeit und verhelfen dem Shop-Betreiber ganz nebenbei, seine Conversion-Rate zu optimieren. Künstliche Intelligenz ist beim Verfassen von Content also dann effizient, wenn es um wiederkehrende Textpassagen geht.
Doch gerade bei längeren Texten können menschliche Autoren kaum durch Computerprogramme ersetzt werden. Denn das Einbringen der ganz persönlichen Note kann ein Roboter nicht lernen. Der eigene Stil, die ganz persönliche Emotionalität, kann keiner Maschine dieser Welt beigebracht werden. Denn:
- Empathie
- Humor
- und Kreativität
sind nur dem Menschen eigen und können durch keinen Algorithmus übernommen werden.
Ist künstliche Intelligenz nun Fluch oder Segen? Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen. Die Texter- und Übersetzerbranche zeigt: KI-Systeme werden zu höherer Produktivität führen. Menschliche Arbeitsplätze werden dadurch aber nicht komplett ersetzt, sondern vielmehr langfristig verändert werden. Denn was komplexere Tätigkeiten wie beispielsweise technische Übersetzungen betrifft, kann KI nicht mit technischen Übersetzungen mithalten.
27.08.2019