Amerikanische Wissenschaftler haben eine Sonnenbrille entwickelt, die sich auf Knopfdruck veränderten Lichtverhältnissen anpassen lässt. Dank eines neuen Materials und einer eingebauten Minibatterie kann der Nutzer die Tönung der Gläser sekundenschnell einstellen. Zudem könnte künftig sogar die Farbe des Brillenglases variiert werden. Einen Prototypen der Brille mit den Chamäleon-Fähigkeiten stellten die Forscher bereits vor.
Kern der Entwicklung ist ein Kunststoffmaterial, das verschiedene Farbsättigungen annehmen kann, wenn eine elektrische Spannung angelegt wird. Das Material besteht aus zwei Schichten, zwischen die ein elektrisch leitendes Gel eingelagert ist. Die Brille wird durch eine Batterie am Brillengestell mit Energie versorgt. Auf Knopfdruck wird das Gel von elektrischem Strom durchflossen, wodurch das Material seine Eigenschaften verändert. Auf diese Weise kann der Brillenträger die Durchlässigkeit der Gläser individuell einstellen. Diese gewählte Tönung behält die Brille danach bis zu dreißig Tage lang bei. Erst dann muss das Gel mithilfe der Batterie wieder aktiviert werden. Mit einer einzigen Batterie seien über tausend Farbwechsel möglich, erklären die Forscher.
Der Prototyp erlaubt eine Nuancierung von hell- zu dunkelblau. Studienleiterin Chunye Xu und ihre Kollegen haben jedoch auch bereits rote und gelbe Gläser entwickelt. In künftigen Modellen könnte daher nicht nur die Tönung, sondern auch die Farbe der Brille individuell eingestellt werden. Wissenschaftler hatten bereits intelligente Fenster für Energiesparhäuser entwickelt, die nach einem ähnlichen Prinzip funktionieren. Die Scheiben bestehen jedoch aus anorganischen Materialien ? im Gegensatz zu den neuen Brillengläsern, für die organische Verbindungen verwendet werden. Die Herstellung der Gläser ist damit kostengünstiger und die Brillen benötigen weniger Energie. In zwei bis drei Jahren soll die intelligente Sonnenbrille auf den Markt kommen.
Chao Ma (Universität von Washington, Seattle) et al.: Beitrag auf dem Treffen der American Chemical Society, Chicago ddp/wissenschaft.de ? Claudia Hilbert