Auch der Gebäudesektor muss seinen Beitrag zur Energiewende leisten. Und das nicht von irgendwo her: Rund 90 Prozent unserer Lebenszeit verbringen wir durchschnittlich in geschlossenen Gebäuden. Ein Drittel der deutschen CO2-Emissionen zahlt auf das Konto von Gebäuden ein. Und davon entstehen ungefähr 47 Prozent durch gewerblich genutzte Objekte.
Alles gute Gründe, um den Gebäudebetrieb energieeffizienter zu machen. Dabei reicht der Ausbau regenerativer Energieträger allerdings allein nicht aus. Vielmehr bilden Energie- sowie Flächeneffizienz und moderne Gebäude-Technik die Schlüssel für klimaneutrale Objekte. Um diese Entwicklung zu flankieren, hat der Gesetzgeber auf Bundes- und Europaebene ein umfassendes Regelwerk installiert: Energieeffizienzgesetz, EU-Gebäuderichtlinie, Gebäudeenergiegesetz oder EU-Energieeffizienzrichtlinie sind ausgewählte Maßnahmen unter vielen.
Wie strategische Energieeffizienz bei Industrieimmobilien geht, zeigt die Zusammenarbeit zwischen dem Industrieunternehmen Danfoss und dem Gebäudetechnik-Unternehmen Caverion am Standort von Danfoss in Flensburg.
Caverion baut Reinraum für Semikron Danfoss
Die energetischen Ertüchtigungen von Gebäuden sind bei weitem keine Selbstläufer. Den ersten Schritt bildet dabei eine strukturierte Bestandsaufnahme der Energieverbräuche und deren Zähleinrichtungen.
- Wo wird überschüssige Wärme, Kaltluft und Strom verbraucht?
- Wo entsteht vermeidbarer Energieverlust?
- Welche Redundanzen sind zu ressourcenintensiv?
Bevor diese Punkte ungeklärt bleiben, können sich Gebäudetechniker und Energie-Spezialisten nicht an ihr Werk machen.
Nachdem Energieingenieure ein Profil des Gebäudes erstellt haben, müssen mehreren Maßnahmen für einen energieeffizienten Gebäudebetrieb umgesetzt werden. Dazu gehören vor allem eine angepasste Regelungstechnik und Hydraulik, eine bedarfsgerechte Steuerung sowie die Installation von Messtechnik. Außerdem empfehlen sich moderne Gebäudeleittechniken und ein digitales Energiemonitoring.
So kann nicht nur eingesehen werden, wie viel Energie durch welche Maßnahmen eingespart wird. Auch machen erst jetzt eine Schätzung der Kosten und deren Amortisation Sinn, die mit einem Ausbau der regenerativen Energieträger verbunden sind.
Die Herausforderungen bei gewerblichen Immobilien liegen dabei trotzdem im Detail. Es gibt nicht die einzelne, allein zum Ziel führende Maßnahme. Energieeffizienz gerade im Bestand besteht vielmehr aus einer Vielzahl einzelner Schritte, die aufeinander abgestimmt sein müssen.
Komplexe Prozesse für grüne Gebäude
Die Herausforderung im Fallbeispiel zwischen Danfoss und Caverion: In den weltweit wachsenden Städten helfen Danfoss- Lösungen zwar u.a. dabei, energieeffiziente Infrastrukturen sowie vernetzte Systeme aufzubauen und regenerative Energie besser zu nutzen. Bei Danfoss arbeiten allerdings überwiegend bestens geschulte Servicetechniker – und keine Spezialisten für den gesamten Effizienz-Change. Hier – und vor allem bei der Umstellung komplexer Werksprozesse – kommt Caverion ins Spiel. Für den energieeffizienten Gebäudebetrieb gehen die Energie-Consultants von Caverion und Danfoss seit Spätsommer 2021 am Standort Flensburg gemeinsame Wege. Zu diesem Zeitraum ging es einleitend darum, die Energieanalyse durch die Caverion-Experten durchzuführen. Um sich einen guten Überblick des Gebäudes zu verschaffen, wurde so der Energiestatus des Flensburger Werkes aufgeschlüsselt.
Auf der Analyse basierend führten beide Partner Ende 2021 Gespräche zum weiteren Vorgehen. Das Ergebnis: Die Integration konkreter Maßnahmen zur Einsparung von Energien. Die Gestaltung des Reinraums befindet sich im Zentrum der Kooperation.
Zentral dabei war die Neugestaltung des Reinraums, die voll auf die Dekarbonisierung des Flensburger Werks einzahlen sollte. Ein Reinraum – eines der Spezialgebiete Caverions – gilt als Meisterstück der Branche, da es dabei nicht nur auf die Reinheit, sondern auch auf die Energieeffizienz ankommt. Und so erhielt Caverion als Marktführer den Auftrag, den Reinraum für die gesamte Produktionsstrecke zu bauen: Hierbei ging es um die gesamte Erneuerung und Erweiterung der Energie, Wärme- und Kälteerzeugung – immer mit dem Fokus auf die Klimaziele. Das Projektvolumen betrug 15 Millionen Euro.
Eigenes Vor-Ort-Team legt Hand an
Das Caverion-Team vor Ort begleitete und projektierte den Umbauprozess des Reinraums der ISO-Klasse 8 über zwei Jahre. Exklusiv wurden zwei Personen nur dafür abgestellt. Dieses fundierte Projektmanagement ist neben der gründlichen Analyse des Ist-Zustands einer der Erfolgsfaktoren des Projekts, mit dem Danfoss seine Produktionsflächen um 4.200 Quadratmeter erweitert. Die Leistungen von Caverion umfassen nahezu alle technischen Gewerke wie Elektro, Automatisierung inklusive Monitoring, Kälte, Lüftung, Heizung, Sprinkler, Druckluft sowie die Medienversorgung und den Anschluss aller Maschinen. Voraussichtlich im zweiten Quartal 2024 werden die Arbeiten abgeschlossen sein.
In einem Reinraum der ISO-Klasse 8 ist laut ISO 14644-1 die Anzahl luftgetragener Partikel je Quadratmeter auf 3.520.000 mit einer Größe von 0,5 Mikrometer beschränkt. Um diese Bedingungen stets zu garantieren, installiert Caverion zwei Lüftungsanlagen, die je 80.000 Kubikmeter Luft pro Stunde umwälzen, und eine Druckluftanlage, die 1.500 Kubikmeter pro Stunde erzeugt. Die geplanten Kältemaschinen haben eine Leistung von 1,5 Megawatt.
Langjährige Partner für das gemeinsame Ziel
Beide Partner können auf mehr als zehn Jahre Zusammenarbeit beim operativen Facility Management und bei Gebäudeprojekten zurückblicken. Dadurch kennen sich alle Beteiligten bestens und vertrauen sich. Ein Ansatz für umfassende Energiedienstleistungen, der bei Ausschreibungen immer häufiger gewählt wird. Kunden scheuen so nicht mehr vor längeren ROIs zurück – Energieeffizienz und Klimaneutralität bekommen Vorrang.
06.03.2024