Der Computer redet Deutsch, Englisch oder Japanisch. Er dolmetscht in Sekundenschnelle zwischen Geschäftsleuten aus Tokio, New York oder Frankfurt, die in ihrer Muttersprache telefonieren. Entwickelt hat diesen ersten sprachverstehenden Übersetzungscomputer der Welt, der über das Handy per Dreierkonferenz aktiviert werden kann, eine Gruppe um Wolfgang Wahlster vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) an der Universität in Saarbrücken.
Wahlster und sein Team sind die ersten Informatiker, die für den mit 500.000 Mark (256 000 Euro) dotierten Deutschen Zukunftspreis nominiert wurden, der am 29. November vergeben wird. Jahrelang hatten die saarländischen Wissenschaftler Millionen von menschlichen Stimmdaten zwischen Flensburg und Osaka aufgenommen und Umsetzungsprogramme dazu entwickelt. Hauptprobleme waren Grammatik und die Mehrdeutigkeit vieler Begriffe, etwa das deutsche Wort “Bank” für Geldinstitut, Parkbank oder Datenbank. Noch beschränkt sich der dreisprachige Übersetzungscomputer auf Themen wie Reisen, Konferenzen und Verträge.
Das Projekt wurde seit 1993 mit 160 Millionen Mark Forschungsgeldern gefördert. Aus dem sprachverstehenden Computer sind inzwischen viele Produkte hervorgegangen. Dazu gehören ein bis auf Lenkung und Bremsen weitgehend sprachgesteuertes Auto, das Vorlesen von E-Mails durch den Computer und eine automatische Musik-Suche nach Sprachbegriffen im Internet. Eine japanische Firma stellt mit der Technik einen 4500 Mark teuren Spielzeug-Hund her, der auf Kommando einen Ball sucht und Pfötchen gibt.
Wahlster, der von 1991 bis 1993 Präsident des Weltverbandes für Künstliche Intelligenz in den USA war und zwei Ehrendoktortitel europäischer Hochschulen hat, sieht dennoch weiteren Entwicklungsbedarf. Denn sein Computer ist noch nicht so ausgereift, das er das babylonische Sprachenwirrwarr auf der Welt mit einem Schlag beenden könnte. “Bei der deutsch-japanischen Computerübersetzung von Liebesgeflüster oder einem philosophischen Elaborat müssen wir passen”, sagt der Informatiker.
Udo Lorenz (dpa)