Die komplexen Augen von Fangschreckenkrebsen könnten helfen, Fotoapparate und DVD-Player zu verbessern. Zu diesem Schluss sind britische Forscher gekommen. Die Wissenschaftler um Nicholas Roberts von der University of Bristol entdeckten bei einer genauen Untersuchung der Krustentieraugen röhrchenförmige Zellmembranen, mit denen die Krebse sogenanntes linear polarisiertes Licht in zirkular polarisiertes Licht umwandeln können und umgekehrt. Ein solches Prinzip wird mit Hilfe eines Bauteils namens Wellen- oder Verzögerungsplättchen unter anderem bei CD-Spielern und Kameras verwendet. Der entscheidende Unterschied: Künstliche Wellenplättchen können nur jeweils eine Farbe, also eine bestimmte Wellenlänge beeinflussen, die Augen der Krustentiere hingegen das gesamte Farbspektrum.
Während das menschliche Auge lediglich über drei Farbrezeptoren verfügt, haben Fangschreckenkrebse gleich zwölf verschiedene Rezeptortypen, acht im sichtbaren Bereich und vier im ultravioletten Bereich. Dadurch können sie über 100.000 Farben wahrnehmen. Ihren ausgeklügelten Sehapparat benötigen die am Great Barrier Reef in Australien beheimateten Tierchen, weil sie sich über farbige Lichtsignale verständigen.
Perfekt wird das Krebsauge aus Sicht der Forscher dadurch, dass es mit speziellen röhrchenförmigen Zellen ein eingebautes Wellenplättchen besitzt, das für sämtliche Wellenlängen gleichzeitig funktioniert. Künstlichen Platten gelingt die Lichtumwandlung bislang nur mit einer bestimmten Wellenlänge. Solche Bauteile werden unter anderem beim Fotografieren und bei der Hightech-Mikroskopie verwendet. Gelänge es, das Prinzip der Krebsaugen nachzubauen, könnten daneben auch CD- und DVD-Spieler sowie andere optische Anwendungen verbessert werden.
Nicholas Roberts (University of Bristol) et al.: Nature Photonics, doi: 10.1038/NPHOTON.2009.189 ddp/wissenschaft.de ? Mascha Schacht