Additive Fertigungsverfahren revolutionieren die Industrie
Noch vor einigen Jahren war die 3D-Technologie als Spaß-Feature zum Erstellen von kleinen Kunststofffiguren und anderen Accessoires bekannt. Vor allem private User konnten sich für den Trend aus den USA, dreidimensionale Gegenstände in eigener Regie zu kreieren, begeistern.
Doch aus der Euphorie im Privatbereich wurde in den letzten Jahren eine Begeisterungswelle, die bis in verschiedene Branchen schwappte. Drucken in 3D wird längst großflächig gedacht und gehört zu den erfolgreichsten additiven Fertigungsverfahren. Einen Nachfrageschub erhielt die Technologie spätestens seit der auftretenden Fragilität zahlreicher Lieferketten in Industrie oder Medizin.
Statt auf wichtige Fertigungsteile für Produktionsabläufe zu warten, werden sie mit einem 3D-Druckservice einfach selbst gefertigt. Ein enormes Potenzial, nicht nur in Sachen Kostenersparnis, sondern auch mit Blick auf Individualität und Nachhaltigkeit.
Mit 3D-Druck Produktionsschritte verkürzen
Die 3D-Technologie hat verschiedene Vorzüge, der wohl wichtigste ist die höhere Flexibilität bei Produktionsschritten. Das additive Fertigungsverfahren kann Produktionszeiten verkürzen, auch bei hochkomplexen Einzelstücken.
Im Gegensatz zu konventionellen Fertigungsverfahren wie Spritzguss gibt es beim 3D-Druck weniger Vorlaufzeit. Das bedeutet mehr Flexibilität bei der Erprobung neuer Design- oder Fertigungskonzepte. Kurzfristige Änderungen können mithilfe der 3D-Technologie ebenso rasch realisiert werden, was zur Risikoreduzierung in der Produktion führt.
Reduktion der Herstellungskosten sorgt für höhere Wettbewerbsfähigkeit
Die industriellen Entwicklungen zeigen, dass künftig Wettbewerbsfähigkeit über Erfolg oder Misserfolg der Unternehmen entscheiden wird. Durch die wachsende Digitalisierung in der Industrie 4.0 müssen Unternehmen innovative Wege gehen, um sich künftig von Wettbewerbern abzuheben. Mithilfe der 3D-Drucktechnologie lassen sich nicht nur Herstellungs- und Entwicklungskosten senken, sondern auch Produktionszeiten enorm reduzieren.
Um einen 3D-Druck zu erzeugen, müssen keine weiteren Werkstücke eingesetzt oder umfangreiche Programme (u. a. für CNC) erstellt werden. Die CAD-Datei reicht aus, um das gewünschte Werkstück herzustellen.
Weniger Material-, Maschinen- oder Arbeitskrafteinsatz bedeutet zusätzlich reduzierte Kosten. Auf diese Weise schaffen es smarte Unternehmen, ihre Produkte künftig zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten zu können.
Nachhaltigkeitsgedanke industriell umgesetzt
Nachhaltigkeit spielt auch in der industriellen Produktion eine wichtigere Rolle. Auch Verbraucher entscheiden bei der Produktauswahl immer häufiger ihrem Nachhaltigkeit-Wertesystem. Beim 3D-Druck werden im Vergleich zu anderen Fertigungsverfahren deutlich weniger Abfälle produziert. Auch das nicht für den Druck verwendete Material kann nach einer Aufbereitung für weitere Stücke genutzt werden.
Ein weiterer Vorteil: die On-Demand-Fertigung. Dadurch sparen sich Unternehmen enorme Lagerflächen und Kosten für Strom, Miete oder Personal. Auch Transportwege für die Ressourcenbereitstellung entfallen bzw. werden verkürzt.
Häuser in 3D schon bald der neue Bautrend?
Die 3D-Fertigung dient nicht nur zur Erstellung von Prototypen oder einzelnen Bauteilen. Nein, mittlerweile hat die Fertigungsinnovation auch die Hausbaubranche erreicht. 2021 wurde in den USA das erste Haus im dreidimensionalen Druckverfahren hergestellt. Nach zwölf Stunden waren 111 Quadratmeter Betonmauern gedruckt.
Künftig könnten es weltweit noch mehr Häuser werden, denn die Gestaltungsmöglichkeiten und günstigen Kosten sprechen für sich. Jeder kann sich sein Haus individuell digital planen lassen, wenngleich die Optik (noch) verbesserungswürdig scheint. Die abgerundeten Ecken sind nicht jedermanns Geschmack, dafür steht wohl kein Haus individuell geplant schneller.
Weniger Material bei 3D-Haus als Verkaufsargument
Im Vergleich zum Massivhaus wird für die Erstellung des dreidimensionalen Hauses deutlich weniger Material benötigt. Auch die Reihe an Lkw, welche häufig mit tollen von Zement vor Ort warten, entfallen. Gut für den Nachhaltigkeitsgedanken, denn der benötigte Flüssigbeton wird vor Ort an Gemisch. Auch der Restbeton wird beim 3D-Druckverfahren vermieden, denn die genaue Masse lässt sich individuell positionieren. Ein Sparvorteil, welcher Umwelt und dem Budget der Hausbauer zugutekommt.
Mehr Individualität geht nicht: 3D-Technologie hat die Nase vorn
Maßanfertigungen in der Industrie oder Hausplanungen – mit dem 3D-Druckverfahren kann alles präzise nach individuellen Wünschen gefertigt werden. Vor allem für Branchen mit vielen personalisierte Produkten könnte das 3D-Verfahren der Gamechanger im Wettbewerb sein. Damit lassen sich auch kleinere Produktserien oder Einzelanfertigungen vergleichsweise kostengünstig realisieren.
Auch bei der Formgebung heißt das Motto: Flexibilität, aber gern. Es gibt faktisch nichts, was das dreidimensionale Druckverfahren nicht umsetzen kann. Verschiedene Löcher, Hohlräume, Hinterschneidungen oder andere Extras – mit dem Druckverfahren ist all das zeitsparend gar kein Problem. Wo sonst Fachkräfte einige Stunden oder sogar Tage für die aufwendigen Einzelanfertigung brauchen, lässt sich das gewünschte Objekt mit dem 3D-Druck in wenigen Stunden fertigstellen.
Mehr als 28 % der Unternehmen wollen künftig auf 3D setzen
Unternehmensumfragen zeigen, dass immer mehr Unternehmen deutschlandweit auf 3D-Technologie in Fertigung und Produkterzeugnis setzen. Über 28 % befragter Unternehmen wollen ihre Chance, durch die innovative Technologien künftig nutzen. Ursächlich dafür sind auch die Innovationsbestrebungen der Bundesregierung. So werden beispielsweise Fördermittel für innovative Technologien breit gestellt. Damit will das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie deutsche Unternehmen dazu ermutigen, sich neuen Forschungs- und Entwicklungsideen zu öffnen und den Vergleich zum internationalen Wettbewerb zu meistern.
Wer sich für die Anschaffung eines 3D-Druckers entscheidet, bekommt beispielsweise eine maximale Fördersumme von 100.000 Euro. Abhängig ist die Zahlung von der Mitarbeiteranzahl und dem Investment. Einige Bundesländer, darunter Baden-Württemberg, unterstützen ihre Unternehmen individuell und erhöhen die Führerquote auf zusätzliche 20 % bis 50 %.
13.06.2022