Wie viele Chromosomen hat der Mensch in seinen Körperzellen – die Keimzellen ausgenommen? Ist doch klar, das sind 46!, wird jetzt jeder Absolvent eines Leistungskurses in Biologie rufen. Indes: In der modernen Zellbiologie ist es kein Geheimnis mehr, dass manche menschlichen Körperzellen „krumme“ Chromosomenzahlen aufweisen – nur im Durchschnitt sind es tatsächlich 46. Aber das wusste man Mitte des 20. Jahrhunderts noch nicht.
Der Grund: Die Chromosomen sind im Zellkern dichter gepackt als die sprichwörtlichen Sardinen in der Dose. So kamen die Physiologen jener Epoche auf unterschiedliche Ergebnisse. Man einigte sich schließlich – irrtümlich – auf 48 Chromosomen.
Auch der hier gesuchte junge Wissenschaftler ging an menschlichen Zellkulturen der Zählfrage nach. Als er eines Tages vor einem Zählgang eine Zellprobe waschen wollte, passierte ihm ein Lapsus: Er wollte eine isotonische Salzlösung verwenden – also eine Lösung mit dem gleichen osmotischen Druck, der im Zellinneren herrscht. Doch leider hatte er zu wenig Salz zugegeben. Das ließ die Zellen, die das Druckgefälle ausgleichen wollten, unter dem Mikroskop grotesk anschwellen.
Der Forscher erschrak – aber stellte dann beglückt fest, dass die Chromosomen sich dabei „entzerrt“ hatten und nun bequem abzuzählen waren. Er hatte der Zellbiologie eine neue und höchst wertvolle Untersuchungsmethode eröffnet. Doch seine Begeisterung vernebelte ihm möglicherweise den Blick: Beim Zählen kam er auf 48 Chromosomen und publizierte das. Erst vier Jahre später stellten andere – mithilfe der neuen Methodik – fest, dass es in Wahrheit 46 waren.
Wer war dieser Glückspilz und Pechvogel?