Sie war ein ungewöhnlicher Mensch. Nicht nur aufgrund ihrer Erfolge als Forscherin, sondern auch wegen ihrer persönlichen Eigenschaften. Schon als Kind war sie am liebsten allein. Auch im späteren Leben verstand sie nach eigenem Bekunden nie, warum andere so hartnäckig auf Partnersuche waren. Sie blieb stets solo und fand das völlig okay.
Was sie jedoch ganz und gar nicht in Ordnung fand, war die eisige Ablehnung, die ihrem Berufswunsch entgegenschlug. Studieren hatte sie dürfen, und sie fiel bald durch außergewöhnliche Leistungen auf. Aber ihre Bewerbungen um eine Anstellung scheiterten ein Jahrzehnt lang. An ihrer Universität hätte sie allenfalls Dozentin für Hauswirtschaftslehre werden können.
Aber das war nicht ihr Ding. Sie war fasziniert von der Genetik. Als sie 39-jährig in eine renommierte Forschungsinstitution aufgenommen wurde, ging sie intensiv einem rätselhaften Phänomen nach: Bei ihrer Lieblings-Laborpflanze veränderten sich immer wieder die Farben der Fruchtstände, obwohl sie das nicht hätten tun sollen. Es schien, als hüpften größere Abschnitte von genetischer Information kreuz und quer durch die Chromosomen.
Als sie das veröffentlichte, erntete sie Kopfschütteln. Kaum ein Fachkollege nahm ihr die Schlussfolgerungen ab, die sie zog – nun war sie auch wissenschaftlich vereinsamt. Erst nach ihrer Emeritierung, als auch andere Forscher auf solche mobilen Elemente stießen, erhielt sie die höchstmögliche Auszeichnung für ihre frühe Entdeckung.