Meine Kusine Rhea hält die Naturwissenschaften für Unsinn und die moderne Medizin für eine Gefahr für die Menschheit. Sie vertraut stattdessen auf Magie, Astrologie und Kabbalistik und versucht Krankheiten mit Heilsteinen zu bekämpfen. Als sie uns neulich einmal besuchte, schenkte sie uns zwei Moosachate. „Tragt die Steine immer bei euch. Sie harmonisieren Herz und Kreislauf.“ Über die Quiche Lorraine, die meine Frau gebacken hatte, streute sie ein wenig Heilerde, bevor sie sie aß. „Sicher ist sicher“, erklärte sie, als sie unsere fragenden Blicke bemerkte.
Als wir später bei einem Glas Wein zusammen saßen, fragte meine Frau: „Was ist das für ein hübscher Anhänger an deiner Halskette?“ „Das ist ein Saturnsiegel“, antwortete Rhea. „Ein was?“, fragte ich. „Ein Saturnsiegel. Es schützt mich vor allen Widrigkeiten des Lebens.“ Da wir immer noch verständnislos dreinblickten, fühlte sie sich zu einer ausführlichen Erklärung genötigt: „In der griechischen Mythologie ist meine Namensvetterin Rhea die Frau des Kronos, der bei den Römern Saturn heißt und als Wandelstern seine Runden über das Firmament dreht. Zwischen den sieben Wandelsternen, den Metallen und den magischen Quadraten besteht eine mystische Verbindung. Dabei ist der Saturn mit dem Blei und dem Lo Shu auf geheimnisvolle Weise verkettet.“ „Lo Shu?“, fragte ich. Wieder so ein Wort, das ich noch nie gehört hatte. „Vor 4200 Jahren stieg in China aus dem Fluss Lo eine große Schildkröte. Ihr Panzer war in 3 × 3 quadratische Felder unterteilt, in denen die Zahlen von 1 bis 9 standen. Sie waren so angeordnet, dass die Summe der drei Zahlen jeder Zeile, jeder Spalte und jeder Diagonale die Ziffer 15 ergab. Seitdem heißt dieses magische Quadrat Lo Shu. Es gibt das Lo Shu, das man auch Saturnsiegel nennt, mit acht verschiedenen Anordnungen der Zahlen.“ Sie nahm den Anhänger von ihrer Kette und zeigte ihn uns. „Mein Saturn‧siegel ist aus Blei, und die Zahlen sind als kleine Bohrungen durch das Amulett dargestellt, ähnlich wie die Augenzahlen eines Würfels. Alle acht magischen Quadrate erhält man durch Drehen oder Umklappen des Amuletts.“
Meine Frau interessierte nicht die Magie, sondern nur die Mathematik der Quadrate. „Kann man die drei Zahlen einer Reihe nicht auch multiplizieren anstatt sie zu addieren?“, fragte sie Rhea. „Ein solches Quadrat wäre sehr wirkungsmächtig. Aber leider gibt es mit den Zahlen von 1 bis 9 kein magisches Multiplikationsquadrat.“ Während Rhea über die magischen Kräfte von Quadraten philosophierte, kritzelte meine Frau auf einer Serviette herum. Nach ein paar Minuten unterbrach sie Rheas Monolog, legte die Serviette vor sich auf den Tisch und sagte: „Schau mal. Zwischen jedem Paar benachbarter Felder dieses Quadrates steht ein Plus- oder ein Malzeichen. Du kannst es nur nicht sehen. Verteile nun die Zahlen von 1 bis 9 auf die Felder, sodass in jeder Zeile und in jeder Spalte die Rechnung mit den verborgenen Rechenzeichen das Ergebnis ergibt, das neben der Zeile oder unter der Spalte steht. Und natürlich gilt die Regel: Punktrechnung geht vor Strichrechnung.“ Rhea schnaubte verächtlich. „Für solche kindischen Spielereien bin ich mir zu schade“, sagte sie und widmete sich wieder ihrem Wein.
Wissen Sie, wie die Zahlen von 1 bis 9 auf die Felder verteilt werden müssen? Nennen Sie uns einfach die Reihenfolge von links oben nach rechts unten.
COGITO − RÄTSELN SIE MIT!
Teilnehmen kann jeder, außer den Mitarbeitern des Verlags und deren Angehörigen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Schicken Sie Ihre Lösung bitte bis zum 31. März 2024: Das Gewinnspiel ist leider abgelaufen. Mehr Cogito-Rätsel finden Sie hier.
… UND DAS GIBT ES ZU GEWINNEN
Unter den Einsendern der richtigen Lösung verlosen wir fünf Exemplare des „Bildatlas der Sternhaufen & Nebel“ von Michael König und Stefan Binnewies. Die beiden renommierten Amateurastronomen zeigen in fulminanten Farbfotos über 300 Objekte in der Milchstraße – eine grandiose Bilderpracht unserer Heimatgalaxie. Der großformatige Band beginnt mit einer ausführlichen Einleitung zur Physik und Entwicklung von Sternen und Nebeln. Dann werden jeweils auf einer Seite oder Doppelseite die zahlreichen Himmelserscheinungen auf dem aktuellen Forschungsstand vorgestellt. Geordnet sind sie alphabetisch in separaten Kapiteln über Dunkelwolken, Reflexionsnebel und galaktischen Zirren; Nebel um junge Sterne; Wasserstoff-‧Regionen; Planetarische Nebel; Supernovaüberreste; offene Sternhaufen; Kugelsternhaufen; exotische Nebel. Hinzu kommen Daten zu den Aufnahmen, die für andere Amateurastronomen sehr nützlich sind, und viele Literaturhinweise.
Weitere Informationen: www.kosmos.de
Die Lösung des März-Rätsels
Stünden in der mittleren Zeile des Quadrates zwei Pluszeichen, könnte
die Summe höchstens 9 + 8 + 7 = 24 betragen, und stünden dort ein Mal- und ein Pluszeichen, könnte das Ergebnis höchstens 9 × 8 + 7 = 79 sein. Folglich stehen dort zwei Malzeichen und die Zahlen 2, 5 und 8, wenn auch nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Da 79 eine Primzahl ist, können in der dritten Spalte nicht zwei Malzeichen stehen. Somit steht dort entweder 9 × 8 + 7 oder 7 + 8 × 9. Nun gibt es nur noch drei Möglichkeiten, in der letzten Zeile das Ergebnis 31 zu erhalten: 4 × 6 + 7, 6 × 4 + 7 und 4 + 3 × 9. Der Rest ist einfach. Die Lösung lautet also 319528647.
Die Gewinner
Das Los hat unter den richtigen Einsendern entschieden. Wir gratulieren!
Je einen „Bildatlas der Sternhaufen und Nebel“ erhalten:
Gerhard Ammann, Sigmaringen; Ernst-Ulrich Blasberg, Gronau; Achim
Küschall, Magstadt; Maria-Theresia Sailer, Ulm; Helga Steinborn, Dresden