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Der Mondturm

Cogito

Der Mondturm
©bdw

Vor ein paar Jahren musste ich für meinen Chef eine Reise nach Quetta machen, der Hauptstadt der pakistanischen Provinz Belutschistan. Nach Abschluss der Geschäfte nahm ich mir ein paar Tage Urlaub und fuhr durch das Land. So kam ich auch nach Galmorti, einer kleinen, aber uralten Stadt im Norden Belutschistans. Geht man von der großen Moschee im Zentrum der Stadt auf das östliche Stadttor zu, gelangt man nach wenigen Minuten zu einem Platz, der von einigen kleinen Geschäften und Imbissen umsäumt ist. Ich setzte mich dort an einen Tisch, der vor einer Bar im Schatten eines Baumes stand, trank eine Tasse Tee und beobachtete das Treiben ringsum.

In der Mitte des Platzes stand eine steinerne Ruine. Als mein Blick darauf ruhte, sagte plötzlich jemand hinter mir auf Englisch: „Das sind die Reste des Mondturms. Über tausend Jahre wachte er über diesen Platz, bis er bei dem großen Erdbeben von 1935 einstürzte. Seitdem fehlt es immer an Geld, um ihn wiederaufzubauen.“ Ich drehte mich um. Hinter mir stand der Wirt. „Warum heißt er Mondturm?“, fragte ich ihn. Der Wirt setzte sich an meinen Tisch und erklärte: „Wie man noch heute sehen kann, hatte der Turm einen quadratischen Querschnitt und war aus hellem Sandstein gebaut. In jede seiner Seiten war im oberen Viertel aus schwarzem Stein ein Rechteck eingelassen. Auf einem dieser schwarzen Rechtecke war ein Kreis aus vergoldetem Kupferblech befestigt und auf zwei anderen Rechtecken jeweils ein Halbkreis. Das letzte schwarze Rechteck hingegen war leer. Den Menschen unserer Stadt galten die Goldbleche von jeher als Bilder des Vollmondes und des zu- und des abnehmenden Mondes, und das fehlende Blech war für sie ein Bild des Neumondes. Ob die Erbauer des Turmes dies wirklich so gemeint hatten, ist unbekannt.“ Ein Junge brachte uns zwei Gläser Tee. „Ich lade Sie ein“, sagte der Wirt. „Wenn Sie die Geduld haben, ein paar Minuten zu warten, zeige ich Ihnen etwas.“ Er verschwand in der Bar.
Nach einer Viertelstunde kehrte er zurück und legte ein Heft auf den Tisch. Es war alt und voller Eselsohren. „Um 1920, als Belutschistan noch zum Britischen Empire gehörte, untersuchte und vermaß der englische Oberst Dashiell Fogg den Mondturm. Er macht auch einige Fotografien davon und veröffentlichte seine Ergebnisse in einem dünnen Heft. Dies hier ist wahrscheinlich eines der letzten Exemplare, die es davon noch gibt.“ Ich blätterte das Heft durch. Wenn man in der westlichen Welt das Bild eines Halbmondes sieht, steht in der Regel seine gerade Seite senkrecht und die gewölbte zeigt nach links oder rechts. Beim Mondturm war es anders. Auf den Schwarz-Weiß-Fotos in Foggs Heft konnte ich sehen, dass die Halbmonde auf dem Rücken lagen und die geraden Seiten schräg verliefen.
„Wie groß waren eigentlich die Mondbilder?“, fragte ich den Wirt. Der zuckte mit den Schultern und blätterte in dem Heft einige Seiten zurück. „Hier stehen ein paar Zahlen“, sagte er und zeigte auf das Foto vom abnehmenden Halbmond. Auf dem Bild berührte die gewölbte Seite des Mondes die linke und untere Seite des Rechtecks, und seine beiden Ecken stießen an die obere und rechte Seite. Am Rand stand, dass die obere Mondecke einen Fuß von der linken oberen Ecke des Rechtecks und die untere Mondecke zwei Fuß von der unteren rechten Ecke des Rechtecks entfernt war. „Mit diesen Angaben kann ich nicht viel anfangen“, meinte ich. Der Wirt sah das genauso.

Wissen Sie, wie viele Quadratfuß groß ein Halbmond des Mondturmes in Galmorti war?



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Teilnehmen kann jeder, außer den Mitarbeitern des Verlags und deren Angehörigen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
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Die Lösung des August-Rätsels
Wir geben alle Längen und Flächen als ­Vielfache eines Fußes beziehungsweise ­eines Quadratfußes an. Zeichnet man durch den Mittelpunkt M der Halbkreisgrundseite die Parallelen AD und CF zu 
den Rechteckseiten, entstehen die beiden deckungsgleichen rechtwinkligen roten Dreiecke MAB und EFM. Ihre Hypotenusen sind Halbkreisradien und haben die Länge r. Ihre Katheten hingegen sind r – 1 und 
r – 2 lang. Daraus ergibt sich mit dem Satz des Pythagoras (r – 1)2 + (r – 2)2 = r2, was sich zu r2 – 6r + 5 = 0 umformen lässt. Diese quadratische Gleichung hat die beiden Lösungen r = 1 und r = 5. Die erste Lösung scheidet aus geometrischen Gründen aus. Also hat der Halbkreis den Radius r = 5 und damit den Flächeninhalt πr2/2 = 25π/2 ≈ 39,27. Der goldene Halbmond am Mondturm in Galmorti war somit etwa 39,27 Quadratfuß groß.

© Illustration: Matthias Schwoerer

Die Gewinner
Das Los hat unter den richtigen Einsendern entschieden. 
Wir gratulieren! Je ein Buch über Pilze erhalten:
Rainer Dörger, Berlin; Heinz-Georg Kalthoff, Recklinghausen; 
Margit ­Oppelt, Bad Elster; Oliver Röcker, Lützen/Göthewitz; 
Angela Wiesche­­meyer, Hörstel-Dreierwalde

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Bio|che|mi|ker  〈[–çe–] m. 3〉 Kenner, Erforscher der Biochemie

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