Siegfried ist leidenschaftlicher Donaldist und seit vielen Jahren Mitglied der D.O.N.A.L.D., der Deutschen Organisation Nichtkommerzieller Anhänger des Lauteren Donaldismus. Wie es der Zufall will, lebt er in Quakenbrück, einer Kleinstadt im westlichen Niedersachsen, die er als das Entenhausen des Nordens bezeichnet. Als unser gemeinsamer Freund Jakob und ich ihn vor ein paar Wochen besuchten, zeigte er uns stolz einige gerahmte Comiczeichnungen, die in seinem Wohnzimmer hingen. „Es sind Originale von Carl Barks aus dem Jahr 1955. Und dort“, er wies auf einen Rahmen, der über der Kommode hing, „seht ihr einen Brief, den mir Erika Fuchs 1995 schrieb.“ Weil sich unsere Begeisterung in Grenzen hielt, sah sich Siegfried zu einer Erklärung genötigt. „Die Donald-Duck-Geschichten von Carl Barks und ihre Übersetzungen ins Deutsche von Erika Fuchs sind das Nonplusultra für jeden Donaldisten. Keiner ihrer Nachfolger hat jemals auch nur ansatzweise deren Kunst erreicht.“
Jakob interessierte das alles nicht. Er ist ein Ingenieur, wie er im Bilderbuch steht. „Ein Ingenieur braucht nur technische Zeichnungen, alle anderen Zeichnungen sind überflüssiges Gekritzel“, sagte er mit Nachdruck und ließ seine Augen gelangweilt über Barks’ Zeichnungen schweifen. Doch plötzlich weckte etwas seine Aufmerksamkeit. Er schob die Brille auf die Stirn und trat ganz nah an die Bilder. „Ist euch schon mal aufgefallen, dass Donald Duck und auch alle anderen Entenhausener an jeder Hand nur drei Finger und einen Daumen haben?“, fragte er. „Ja, klar“, erwiderte Siegfried, „das ist bekannt, aber den Grund dafür weiß niemand so genau.“
Nachdenklich starrte Jakob auf die Zeichnungen. Nach einer Weile sagte er: „Wir benutzen ein Dezimalsystem, weil wir zehn Finger haben. Darum könnte man vermuten, dass die Entenhausener ein Oktalsystem verwenden, weil sie nur acht Finger haben.“ Siegfried nickte nachdenklich. „Ja, du könntest recht haben. Die Zahlen, die immer wieder in den Entenhausencomics auftauchen, haben nur Ziffern von 0 bis 7, die 8 und die 9 kommen nicht vor“, sagte er und rieb sich das Kinn. „Auf dem Nummernschild von Donalds rotem Auto steht 313, die Panzerknacker haben die Nummern 176–167, 176–176, 176–617, 176–671, 176–716 und 176–761, und Onkel Dagoberts Vermögen beläuft sich auf 30 Fantastillionen Taler.“ „Das sind zwar keine Beweise, aber doch deutliche Hinweise“, meinte Jakob.
„Da Oktalzahlen mit mehr als einer Stelle immer kleiner sind als Dezimalzahlen, die die gleiche Ziffernfolge haben, ist Dagobert Duck lange nicht so reich, wie immer angenommen wurde“, mischte ich mich in die Unterhaltung ein. „Das stimmt“, bestätigte Siegfried. Dann wandte er sich wieder an Jakob: „Erika Fuchs sagte immer, einem Ingeniör sei nichts zu schwör. Darum wird dir meine kleine Aufgabe sicherlich keine Probleme bereiten.“ Siegfried zwinkerte mir zu. „Die Dezimalzahl 12 ist um 20 Prozent größer als die Oktalzahl mit der gleichen Ziffernfolge 12, denn sie entspricht der Dezimalzahl 10. Welche ist die kleinste natürliche Zahl des Dezimalsystems, die dreimal so groß ist wie die Zahl des Oktalsystems, die die gleiche Ziffernfolge hat wie die Dezimalzahl?“
Das war unserem Ingenieur nun aber doch zu schwer. Wissen Sie die Antwort?
COGITO − RÄTSELN SIE MIT!
Teilnehmen kann jeder, außer den Mitarbeitern des Verlags und deren Angehörigen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Schicken Sie bitte Ihre Lösung bis zum 31. März 2023:
Die Lösungen und die Namen der Gewinner werden demnächst hier und im Juni-Heft 2023 veröffentlicht.
… UND DAS GIBT ES ZU GEWINNEN
Unter den Einsendern der richtigen Lösung verlosen wir fünf Exemplare des Buchs „Der Flug der Stare“ von Giorgio Parisi. Darin beschreibt der Quantenphysik-Professor von der Universität Rom „das Wunder komplexer Systeme“. Er erhielt 2021 den Physik-Nobelpreis „für die Entdeckung des Zusammenspiels von Unordnung und Fluktuationen in physikalischen Systemen von der atomaren bis hin zur planetarischen Ebene“. Bei seinen Forschungen geht es um das allgegenwärtige Phänomen der Selbstorganisation, wie es sich beispielsweise zeigt beim Naturschauspiel des Starenflugs, der Bildung von Wolken und Tigerstreifen oder der Physik der Spin-Gläser. Darüber hinaus gibt Parisi Einblicke in sein Leben als Wissenschaftler, er schildert, wie neue Ideen entstehen und welche Rolle die Intuition dabei spielt. Er reflektiert klug über den Austausch von Metaphern zwischen Physik und Biologie sowie über den Sinn der Wissenschaft und ihre Bedeutung für die Gesellschaft. Weitere Informationen: www.fischerverlage.de