Zunächst scheinen die Zahlen auf starke regionale Unterschiede im Heiratsverhalten der Deutschen hinzudeuten – bis man die Erhebungsmethode genauer betrachtet.
Bei der Zahl der Eheschließungen pro 10.000 Einwohnern gibt es ausgeprägte Unterschiede zwischen den 400 Landkreisen sowie kreisfreien Städten: In vielen Großstädten ist die Heiratsrate besonders niedrig. Dafür werden im Alpenvorland und an der Küste im Verhältnis zur jeweiligen Bevölkerungszahl besonders viele Ehen geschlossen.
Erklären lasst sich das folgendermaßen: Zwar muss eine geplante Ehe vorab beim Standesamt des Wohnortes der Heiratenden angemeldet werden. Die tatsächliche Eheschließung wird in Deutschland aber am „Ereignisort“ registriert – also von jenem Standesamt, in dem die Heirat beurkundet wird. Viele Paare wünschen sich für ihre Hochzeit einen besonderen Ort und wollen nicht im Rathaus des Heimatorts heiraten. Die Statistik zeigt also, wo sich Paare besonders häufig das Jawort geben, und wird folglich durch „Heiratstourismus“ beeinflusst. Ein weiterer Faktor für die regionalen Unterschiede ist die Bevölkerungsstruktur: Die Heiratsrate ist dort niedrig, wo die Bevölkerung stark gealtert ist oder wo viele junge Menschen leben, die noch in Ausbildung sind oder sich gerade auf dem Arbeitsmarkt etablieren. Im ersten Fall ist ein hoher Bevölkerungsanteil bereits verheiratet, im zweiten wird die Tendenz deutlich, dass Paare erst heiraten, wenn sie beruflich Fuß gefasst haben.
Die ganze Karte noch einmal als pdf-Datei (1,74 MB) gibt es hier.