Tierfilmer können davon ein Lied singen: Eine spektakuläre Naturdoku erfordert einen gigantischen Aufwand, und bevor überhaupt auch nur eine Minute gedreht wird, muss alles minutiös geplant werden. Wie das gewünschte Material dann schließlich in den Kasten kommt, ist und bleibt aber das Problem der Kameramänner. Nicht selten manipulieren Filmleute deshalb die Natur, um an die gewünschten Aufnahmen zu kommen. Sie greifen tief in die Trickkiste, zahme Tiere kommen etwa zum Einsatz oder es wird in einer künstlichen Umgebung gefilmt, damit der Zuschauer hautnah erleben kann, was in der vermeintlichen Wildnis passiert. Der britische Tierfilmer John Downer, der häufig für die BBC produziert, lehnt dies ab. Um wilden, freilebenden Tieren eng auf die Pelle rücken zu können, greift er zu einem anderen Trick. Er baut Kameras in Tierattrappen, in tagelanger Handarbeit akribisch präpariert, elektromechanische Roboter in der Gestalt von Pinguinen, Wasserschildkröten, Aras, ja sogar Nilpferden. Die ferngesteuerten Animatroniks schleust er in eine Gruppe von Tieren ein, wo sie als Spione fungieren. Hinter einem ihrer Augen verbirgt sich eine Minikamera, die Bilder aus ungewohnten Perspektiven liefert. Eine aufwendig produzierte Doku, die inhaltlich zwar wenig Neues ans Licht bringt, aber Bekanntes mitreißend neu erscheinen lässt.
John Downer (Regie)
Spione im Tierreich
BBC Earth. Polyband / WVG. 212 Minuten, 14,99 €