Was macht eine Honigbiene, wenn sie mit dem Kopf voran in eine Wabe krabbelt und dort für längere Zeit ruhig verweilt? Da gibt es zwei Möglichkeiten. Die erste liegt auf der Hand, sie schläft. Das ist dann daran zu erkennen, dass sie nur hin und wieder in Schüben atmet – bemerkbar an einer Pumpbewegung des Hinterleibes. Möglichkeit Nr. 2: Sie heizt, dann pumpt der Hinterleib unentwegt. Leere Zellen neben der Brut dienen oft als Heizraum, so wird der Nachwuchs warmgehalten. Jürgen Tautz, Professor am Biozentrum der Universität Würzburg und renommierter Bienenexperte, sowie Diedrich Steen, Programmleiter im Gütersloher Verlagshaus und Imker seit 20 Jahren, warten Seite für Seite mit allerlei verblüffendem Detailwissen zum Leben im Bienenvolk auf. Immer wieder fragt sich der Leser: Woher weiß man das bloß? Von Imkern, sie schauen den Bienen schließlich beim Leben zu. Und von Jürgen Tautz selbst, er spioniert seit Jahren den Bienen in ihrem dunklen Kasten hinterher. Seit 2009 beobachtet er mithilfe von Sensoren, Messgeräten und Kameras, auch Wärmebildkameras, was im Bienenstock vor sich geht. HOBOS heißt das Projekt, dessen Ergebnisse via Internet jedem zur Verfügung stehen. Ein sehr lebendig geschriebenes Buch, das die perfekt organisierte Arbeitsteilung im Superorganismus Honigbiene faktenreich und ohne zu erschlagen zutagefördert.
Tautz, D. Steen
Die Honigfabrik
Die Wunderwelt der Bienen – eine Betriebsbesichtigung
Gütersloher Verlagshaus. 272 S., 29,99 €